Hessen-Homburg

Ein Knoten im Taschentuch

Ein großes weißes Schnupftuch. Auseinandergefaltet bedeckt es fast einen halben Quadratmeter. Feinsäuberlich zusammengelegt in einem Briefumschlag, der die Aufschrift „Schnupftuch von Onkel Louis von Homburg.“ trägt. Bis heute befindet es sich im Besitz der Familie Hessen und muss ein sehr persönliches Erinnerungsstück für die Angehörigen gewesen sein. Heute erinnert sich niemand mehr an den Grund, warum dieses eher schlichte Stück Stoff aufgehoben wurde. Schon länger sind Taschentücher Wegwerfartikel aus Zellulose, doch bis in das 18. Jahrhundert waren sie ein Privileg des Adels. Auf zahlreichen Gemälden im Schloss sieht man, dass sie mehr Schmuck, denn Hygieneartikel waren. Durch die rasanten Fortschritte der Weberei wurden Schnupf- oder Taschentücher günstiger und setzten sich immer mehr durch. Nur das in der Ecke eingestickte L mit Fürstenkrone erinnert noch daran, dass dieses Tuch für hochherrschaftliche Nasensekrete bestimmt war.

2022-10-17