Denkt man an historische Bibliotheken treten prachtvolle Lederrücken und lange Reihen berühmter Autor:innen aus allen Jahrhunderten vor das geistige Auge. Diese Erwartungen erfüllt die Bibliothek im Schloss der Hessen-Homburger Landgrafen nicht auf den ersten Blick. Dennoch kann man viele Details entdecken, die diesen bisher unerforschten Bücherbestand spannend machen. Zwischen 1795 und 1797 brachte Friedrich Schiller 36 Ausgaben seiner ambitionierten Monatszeitschrift „Die Horen“ heraus. Ermattet von den unsteten politischen Ereignissen der Zeit, wollte Schiller sich alleine der Philosophie und Kunst widmen. Diese Zeitschrift war einer der Impulse für die entstehende „Weimarer Klassik“. Auch wenn eine Grundstimmung zwischen den Zeilen herrschte, die die Bildung einer geeinten Nation herbeisehnte und die Kleinstaaterei der Zeit überwinden wollte, war auch die Landgräfin von Hessen-Homburg Abonnentin dieser Zeitschrift. Karoline (1746-1821), aus dem Hause Hessen-Darmstadt stammend, genoss eine aufgeklärte Erziehung und wollte diesen Faden auch am Rand des Taunus nicht abreißen lassen. Jedes Exemplar trägt den handschriftlichen Vermerk, wer die prominente Adressatin war.