Hessen-Homburg

Von öffentlicher Ordnung und Nächstenliebe

Wie das Leben seiner jungen Bewohner:innen war auch der Start des Homburger Waisenhauses ein holperiger. Am heutigen Waisenhausplatz begann der Bau unter Landgraf Friedrich III. (1673-1746) bereits im Jahr 1715, doch erst 1742 konnten die ersten bedürftigen Kinder einziehen. Dafür währt die 1721 gegründete Stiftung bis heute und ist weiterhin eine wichtige Säule der hiesigen Sozialarbeit. Jährlich gab das Waisenhaus einen kleinen Rechenschaftsbericht in gedruckter Form ab. Darin spiegeln sich Momente des Alltagslebens der Hessen-Homburger wider und lassen sie bis heute lebendig wirken. So spendete ein Seulberger seinen ihm zugesprochenen Schadensersatz über sechs Gulden dem Waisenhaus, nachdem ein Nachbar seinen Hund misshandelt hatte. Der Steindeckermeister, der das alte Rathaus abreißen sollte, gab Geld für Gebete, um die Arbeiter zu behüten. Zwei Tage später sah er sich abermals genötigt zu spenden, anlässlich der Beerdigung seines Bruders. Auch der Polizist, der ein Bestechungsgeld von 32 Kreuzern an die Armen abgab, tritt so Jahrhunderte später aus der Geschichte heraus.

2022-10-13