Hessen-Homburg

Ein Landgraf als Mauerspecht

Ein Souvenir kann ein massenhaft hergestellter, oft ins Kitschige abgleitender Gegenstand sein. Genauso kann auch eine Muschel oder ein zufälliges Fundstück zum Souvenir werden. In beiden Fällen ergibt sich der Wert des per se Wertlosen erst durch die persönliche Erinnerung des Reisenden. Ohne kleine Notizzettel von Landgraf Ludwig (1770-1839) wären diese Bruchstücke heute für uns nur staubige Krümel. Dieses aus denkmalpflegerischer Sicht sehr verwerfliche Hobby diente dem späteren Regenten von Hessen-Homburg vielleicht als emotionale Beweissicherung für seine Reisen vor allem nach Italien. Antikes wie Fresken aus dem Theater von Pompeji, Steine aus dem Titusbogen, dem Kolosseum und kleine Mosaiksteine aus den Titusthermen in Rom brachten die Kultur des Mittelmeerraumes an die Ufer des Heuchelbachs. Bruchstückchen vom Petersdom oder einer nicht genauer definierten Teutoburg haben beinahe den Charakter einer Devotionalie. Ob der Landgraf es gerne gesehen hätte, wenn seine Gäste anlässlich eines Besuches im Schloss Hammer und Meißel gezückt hätten?

2022-10-17