Hessen-Homburg

5. Musenhof

War der kleine Hof von Hessen-Homburg ein Musenhof? Dieses Schlagwort tauchte immer wieder auf. Insbesondere die lokale Geschichtsschreibung wurde nicht müde, das Netzwerk an Gelehrten und Geistesgrößen zu betonen, mit den Friedrich V. von Hessen-Homburg (1748-1820) und auch seine hochgebildete Frau Karoline (1746-1821) in Verbindung standen. Am Ende des 18. Jahrhunderts besaß Hessen-Homburg eine Grundfläche von etwa 85 Quadratkilometern. Ein Staat nur halb so groß wie das heutige Mönchengladbach. Vielleicht bleibt in einem Staat, in dem es wenig zu regieren und ebenso wenig zu ernten gibt, mehr Zeit die Gedanken schweifen zu lassen? Die Regenten von Hessen-Homburg beugen sich über Briefe und stecken ihre Nasen in Bücher, in einer Zeit in der die alte Ordnung Europas am Scheideweg steht. Bereits 1759 lässt Voltaire seinen Candide sagen, dass, allem Optimismus zum Trotz, erst der eigene Garten kultiviert werden müsse. Für Hessen-Homburg beginnt eine Zeit, in der die großen militärischen Karrieren in den Hintergrund treten. Sie werden zwar nicht von einem Musenhof ersetzt, aber das Licht der Aufklärung beginnt auch im Taunus zu leuchten.

2022-10-17