Gläser mit geschnittenem Dekor

Glaspokal mit Wirtshausszene nach Teniers

Pokal mit zugehörigem Deckel aus farblosem Glas, leicht ansteigender Scheibenfuß mit versenktem und mattiertem Spitzblattfries, massiver Doppelbalusterschaft zwischen Trommelscheiben, becherförmige Kuppa. Die Schaftbaluster und der Kuppaansatz wiederholen den Spitzblattdekor vom Fuß. Auf der Wandung ist in feinem Tiefschnitt eine Genreszene dargestellt: ein Wirtshaus in einem baumbestanden Landschaftssockel mit einem Ausleger, auf dem ein Löwe dargestellt ist und an dem ein Kranz hängt. Aus dem geöffneten Fenster wendet sich ein Mann mit einem Krug in der rechten und einem Passglas in der Linken nach links zu einem tanzenden Paar und zwei Musikanten, ein Dudelsackspielender auf einem Fass, daneben ein Flötespielender, Mündungs- und Deckelrand mit geblänktem Kugelfries. Der gewölbte Deckel ist mit einem hoch aufgebauten Knauf versehen und nimmt dabei Dekorelemente von Schaft und Fuß auf. Der letzte Knaufnodus trägt eine eingestochene Luftblase.
Passgläser wie das dargestellte, also große Stangengläser mit aufgelegten, gekerbten Fäden, wurden im 17. Jahrhundert bei Trinkspielen eingesetzt. Beim Trinken musste man in einem Zug exakt den nächsten Pass treffen. Die Bildvorlage der Darstellung soll laut Inventarbuch von David Teniers dem Jüngeren (1610–1690) stammen, der vielfach ländliche Dorffeste und zünftige Gasthausszenen mit Tanzenden malte. Auf Potsdamer Gläsern sind derartige Sujets eine Seltenheit (vgl. Klesse, Glassammlung Helfried Krug, 1965, Kat. 262, S. 246f.). Formal datiert der Pokal in die Jahre 1710 bis 1725. Er wurde 1973 mit einer Spende der Dresdner Band im Kunsthandel angekauft. [Verena Wasmuth]

(Object from: Stiftung Stadtmuseum Berlin Original entry)

Material /Technique ...

Glas / in Hilfsmodel geblasen, geformt, geschliffen, geschnitten

Measurements ...

Höhe: 28,9 cm, Durchmesser: 9,8 cm

Created ...

... Who:

... When:1720

... Where:Potsdam