Gläser mit mythologischen Themen und Früchtekindern

Pokal mit Phaeton als Lenker des Sonnenwagens

Pokal aus dickwandigem, farblosem Glas, verwärmter Abriss am Boden, glockenförmiger Fuß mit einem hochgeschnittenen Kranz aus Akanthusblättern, der mit Ringscheibe und Stufenbaluster plastisch gegliederte Schaft ist massiv, der Ansatz der sich konisch weitenden Kuppa wiederholt den Akanthusdekor vom Fuß, ihm wurden acht Luftblasen konzentrisch um eine zentrale Blase eingestochen. Die Wandung ist umlaufend mit einer Darstellung Phaetons als Lenker des von vier durchgehenden Pferden gezogenen Sonnenwagens in Tiefschnitt geschmückt, in den Wolken darüber greift Zeus mit seinem Blitzbündel ein, begleitet von seinem Attribut, dem Adler. Den plan- und schräg beschliffenen Mündungsrand ziert ein feiner Perlfries. Das Glas weist Symptome der Glaskrankheit auf, fortgeschritten am Fuß.
Der stilistische Abgleich legt nahe, dass es sich hierbei um ein Erzeugnis der Potsdamer Glashütte aus der Zeit nach 1730 handelt (vgl. Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 28.5). Der Akanthusfries ist zwar bereits von früheren Gläsern aus dieser Manufaktur bekannt, allerdings sprechen Glockenfuß, Schaftform und Kuppaansatz für diese Datierung. Der Phaethonmythos geht auf eine Erzählung aus den Metamorphosen des Ovid zurück, in der es um die Selbstüberschätzung des Menschen geht. Das Sujet war – wie andere mythologische Bildthemen – im Zeitalter des Barock aufgrund des narrativen und personellen Reichtums nicht nur für bildende Künstler, sondern auch für Glasschneider hochinteressant. [Verena Wasmuth]

(Object from: Kunstgewerbemuseum Original entry)

Material /Technique ...

Glas / in Hilfsmodel geblasen, geformt, geschliffen, geschnitten

Measurements ...

H. 24 cm, Dm. Fuß 11,9 cm; Dm. Mündung 10,6 cm; Wandungsstärke 0,5 cm

Created ...

... Who:

... When:1730-1736 [circa]

... Where:Potsdam