Gläser mit mythologischen Themen und Früchtekindern

Potsdamer Pokal mit Schraubfuß

Pokal aus farblosem Glas, der Fuß ist separat gefertigt und kann mittels eines tiefgeschnittenen Gewindes in den massiven Schaft eingeschraubt werden. Er ist am Fußrand mit umlaufenden Bögen in Schälschliff sowie einem versenkten und mattierten Spitzblattdekor verziert. Der Baluster des Massivschafts trägt einen Rundbogenfries, der Ansatz der becherförmigen, hohen Kuppa wiederholt den Spitzblattdekor, am Mündungsrand finden sich erneut Bögen in Schälschliff. Auf der Kuppawandung ist umlaufend in Tiefschnitt ein Reigen aus musizierenden Kinderbacchanten dargestellt. Aufgrund der fortgeschrittenen Glaskrankheit des oberen Pokalteils sind sie trotz des tief reliefierten Schnitts nur bei genauer Betrachtung erkennbar, feine Details wie die Gesichtszüge und dekorative Blumen oder Früchte verschwinden nahezu in dem Weiß. Ein Teil des Gewindes am Schaftende ist bereits weggebrochen. Der Fuß weist lediglich beginnende Zeichen der Glaskrankheit auf.
Die Kombination aus Sujet und Dekorelementen auf dem Pokal spricht für eine Zuschreibung an die Werkstatt Gottfried Spillers (um 1663–vor 1728) und dürfte in die frühen Jahre des 18. Jahrhunderts datieren. Pokale aus zwei verschraubten Teilen gehören zu den seltensten Erzeugnissen der barocken Glaskunst. Man nimmt einerseits an, dass sie wegen ihrer raumsparenden Transportmöglichkeit geschätzt waren. Zum anderen rief sicherlich die technische Virtuosität ihrer Herstellung Bewunderung und Anerkennung hervor und brachte dem Eigentümer Prestige. Dieser Pokal ist der einzig überlieferte, der zweifelsfrei der Potsdamer Glashütte zugeschrieben werden kann. Ungewöhnlich ist hier, dass die Verschraubung nicht direkt unterhalb der Kuppa, sondern am Fuß positioniert ist (Dank an Wieland Kramer für diesen freundlichen Hinweis): Es ist gut denkbar, dass der Fuß nachträglich ergänzt wurde, indem einem Pokal mit Steckverbindung – ähnlich einem anderen Pokal im Bestand des KGM (Inv.-Nr. O-1964,46) – ein Gewinde eingeschliffen wurde. [Verena Wasmuth]

(Object from: Kunstgewerbemuseum Original entry)

Material /Technique ...

Glas / in Hilfsmodel geblasen, geformt, geschliffen, geschnitten

Measurements ...

H. 21,2 cm; Dm. Fuß 10,4 cm; Dm. Mündung 9,4 cm

Created ...

... Who:

... When:1700-1710

... Where:Potsdam 

Created ...

... Who:

... When:1700-1710

... Where:Friedrichswerder 

Literature ...

  • Schade, Günter (1968): Deutsches Glas von den Anfängen bis zum Biedermeier. Leipzig