Staatliche Denkmalpflege sucht Basis
Schon im Jahr 1957 ruft Dipl.-Ing. Friedrich Mielke vom Institut für Denkmalpflege in Die Getreidemühle* (1957/2) zum aktiven Erhalt von Mühlen als technische Denkmale auf. Sein Maßnahmenkatalog (s.u.) sieht wesentliche Teile dieser Arbeit in akademischer Hand, weil er nur hier eine wissenschaftlich tragfähige Erforschung und Bewertung der Objektlage sieht. Die Politik fordert er zur praktischen Unterstützung für die Aufrechterhaltung des Mahlbetriebs in erhaltenswerten Handwerksmühlen auf**; Müller sollen entsprechend schützenswerte Objekte dem IfD melden. In zwei folgenden Ausgaben der Getreidemühle wird Mielkes Beitrag aufgegriffen, dann verliert sich die Diskussion an dieser Stelle.
"Mit dem Denkmalpflegegesetz von 1975 hat sich der Stellenwert der Denkmalpflege massiv erhöht."(EJ) Mit der daraufhin 1977 im KB gegründeten ehrenamtlichen Gesellschaft für Denkmalpflege formierte sich eine Schaltstelle für Untergruppen wie dem Zentralen Fachausschuss für Technische Denkmale unter der Leitung von Dr. Wagenbreth. Der Grundstein hierfür wurde ein paar Jahre zuvor von Dr. Eberhard Wächtler gelegt.
„Als erfahrenem SED-Kader war Wächtler klar, dass nachhaltige Erfolge in der Pflege technischer Denkmale nur im Rahmen der zentralstaatlich gelenkten Kulturorganisation der DDR möglich waren. Nach eigenem Bekunden initiierte Wächtler daher über das SED-Politbüro-Mitglied Günter Mittag Ende 1972 die Gründung der Arbeitsgruppe Technische Denkmale beim Zentralen Fachausschuss Bau- und Denkmalpflege des Kulturbundes der DDR, aus der mit der Gründung der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der DDR im Jahre 1977 der Zentrale Fachausschuss für technische Denkmale hervorgehen sollte, dessen Leitung Otfried Wagenbreth übernahm.“(11)
Auch wenn Wirtschaftshistoriker Eberhard Wächtler den Rahmen gesteckt und namhafte Projekte angestoßen hat; die eigentlichen Akteure an der Basis, die zum Teil unter widrigen Bedingungen Bestandserhaltung und Forschung betrieben, trafen sich nicht, um von Wächtler zu partizipieren, oder um Direktiven entgegenzunehmen, sondern um sich untereinander auszutauschen. Wächtler hingegen partizipierte zweifellos von den Zuarbeiten der ehrenamtlich Tätigen im Bereich technischer Denkmale, ohne die etliche Publikationen nicht möglich gewesen wären.
*(10) Die Getreidemühle. Fachzeitschrift für Lagerung und Verarbeitung von Getreide und für den Mühlenbau. Verlag die Wirtschaft Berlin, 1957/2
**Ein Beispiel hierfür findet sich in den Maywaldaufzeichnungen zur Galerieholländermühle in Dabel aus dem Jahr 1973: "Die Umsatzsteuer ist den Döschers erlassen, diese kommt auf ein spezielles Sperrkonto (oder so ähnlich). Da diese Regelung schon einige Jahre besteht, kann nun die Mühle davon überholt werden. Das ist unter Mithilfe des Schweriner Denkmalpflegers zustande gekommen."
(11) Technische Denkmale in der Deutschen Demokratischen Republik, Hrsg.: Wagenbreth/Wächtler, 4. Auflage 1989. unveränd. Nachdruck 2015, S. VIII
2022-09-07