Das Mühlenaktiv: Denkmalpflege von unten

MÜHLENSTERBEN, das

ist ein schon 1941* bei Müllern, Ingenieuren, Mühlenbauern und Denkmalpflegern, kursierender Begriff, der den Verlust von landschaftsprägenden wind- und wassergetriebenen Mühlen bezeichnet, der sich kulturhistorisch vom 19. Jahrhundert bis in die 1990er Jahre verorten und in Phasen einteilen lässt. Im weiteren Sinne ist mit "Mühlensterben" auch das Verschwinden alter Handwerkstechniken wie Mühlenbau und die Wind- und Wassermüllerei assoziiert.

Um das Ausmaß dieses Verlustes zu verdeutlichen, schreibt Maywald 1982 in Wind- und Wassermühlen als technische Denkmale: „Natürlich wollen wir nicht so recht glauben, ein mittleres Ackerbürgerstädtchen wäre noch vor 150 Jahren gelegentlich von 60 bis 80 Windmühlen umgeben gewesen. Der Kirchturm bestimmte durchaus nicht die Silhouette eines Ortes.“ (1 /S.7)

Auch die hohe Anzahl der Menschen mit dem Familiennamen Müller weist auf die allgegenwärtige Präsenz von Mühlen und Müllerhandwerk in der Vergangenheit. Das Mühlensterben hat sich im geteilten Deutschland unterschiedlich manifestiert, auch wenn die im Vergleich herausragende Wirtschaftlichkeit von industriellen Großmühlen in beiden Teilen Deutschlands ursächlich für den Niedergang der Handwerksmühlen war. Im Westen aus Profitstreben im Osten aus Gründen der Kosteneffizienz, ideologisch geprägten Vorgaben (Produktionsmittel gehören in die Hand des Volkes!) und Kontrolle.

 

* (4) Reichsarbeitsgemeinschaft Windkraft - Technische Beiträge zu den Denkschriften. Für und wider Windmühlen. Aus einer Diplomarbeit von Dr. agr. Wilhelm Kleimann. Berlin-Steglitz, 15. Oktober 1941: "Mit gutem Recht kann von einem Windmühlensterben gesprochen werden."

(1) Maywald, Bernd; Saalbach, Albrecht; Wagenbreth, Otfried: Wind- und Wassermühlen als technische Denkmale. Die Mühlen in Geschichte und Gesellschaft, Berlin 1982

2022-09-26