Strukturen im Kulturbund der DDR - erklärt von Peter Rüegg
"Der KB teilte sich in mitgliederstarke Gesellschaften auf, die je eine übergeordnete thematische Einheit bildeten, wie z.B. die Gesellschaft für Philatelie oder die Gesellschaft für Heimatgeschichte. In der Gesellschaft für Denkmalpflege fanden alle eine Heimstatt, denen das bauliche Erbe im weitesten Sinne etwas bedeutete.
Jede Gesellschaft hatte:
- einen Zentralvorstand (25 - 35 Mitglieder)
- einen Arbeitsauschuß ( 8 - 12 hochqualifizierte Mitglieder)
- einen Vorsitzenden (meist einen bekannten Professor im Ruhestand)
- einen Sekretär (hauptamtlich tätiger Geschäftsführer, der ein Sekretariat mit Mitarbeitern hatte und der über einen Haushaltsplan Geld für Veranstaltungen u. a. verwaltete)
Ich war der Sekretär der Gesellschaft für Denkmalpflege. Vorsitzender war Prof. Dr. Dr. Hartke, ehemaliger Rektor der Berliner Humboldt Universität und später Chef des Wissenschaftsrates der DDR. Später wurde es Prof. Dr. Deiters, ehemaliger Generalkonservator der DDR.
In den Bezirken und Kreisen setzte sich diese Struktur — leicht modifiziert — fort.
‘Vor Ort‘ waren es natürlich oftmals die gleichen wenigen Aktivisten, die sich gleichermaßen um den Wald, den Gedenkstein und den Nachlaß des verstorbenen Heimatdichters kümmerten.
Die praktische Arbeit wurde nach Vorgaben des Zentralvorstands von sogenannten ‘Zentralen Fachausschüssen‘ (ZFA) geleistet. Sie widmeten sich jeweils einem Fachgebiet der Denkmalpflege und konnten bei Bedarf in sogenannte ‘Aktivs‘ oder ‘Fachausschüsse‘(FA) untergliedert werden, die sich wiederum einem Spezialgebiet aus der übergeordneten Thematik widmeten.(…) Ein ZFA war der für 'Technische Denkmale: Er wurde geleitet von Dr. Wagenbreth, Dresden, der auch Mitglied im Arbeitsausschuß der Gesellschaft war. Unterstützt wurde er stark von Prof. Nadler, dem Chefkonservator in Dresden (Auch Mitglied des Arbeitsausschusses.(…) Und es gab das ‘Mühlenaktiv‘ ‚damals von Bernd Maywald geleitet."
Warum griff das DDR-weit übergeordnete Institut für Denkmalpflege, das quasi als wissenschaftlicher Beirat zum Kultusministerium gehörte, auf die ehrenamtliche Organisationsstruktur des KBs zurück?
Zitat von Peter Rüegg aus (2): Unveröffentlichte Notizen zur Arbeit im Kulturbund als geschäftsführender Sekretär der Gesellschaft für Denkmalpflege, aufgezeichnet 2005 für die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V.
2022-09-07