Das Mühlenaktiv: Denkmalpflege von unten

Das Mühlenaktiv: Denkmalpflege von unten

Die 1970er und 80er Jahre zwischen Marx und Mühle, oder wie sich das „technische Denkmal“ in der DDR etablierte.

In den Jahren 2019 bis 2021 begann die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. damit, den Vorlass von Bernd Maywald, einem der wichtigsten Dokumentaristen des Wind- und Wassermühlenbestandes in der DDR, zu sichten und digital zu erfassen. Die umfangreiche fotografische Sammlung ist in museum-digital publiziert und Bernd Maywald im Fotograf:innenportal vorgestellt. Jedoch blieben unvollständig vorhandene, aber wichtige Teile des Konvoluts unerschlossen: Diverse Unterlagen, wie Recherchematerial zu einzelnen Mühlen, Korrespondenz mit Behörden, Organisationen oder Einzelpersonen, Dokumentationen, Sitzungsprotokolle, Einladungen zu Arbeitstreffen des Mühlenaktivs, dessen Vorsitz der Multifunktionalist und Netzwerker Bernd Maywald innehatte. All das immer auch verbunden mit einem regen Tausch von Fotografien, Zeichnungen und Informationen.

Das Potenzial dieser Fragmente, als historisches Zeugnis für unbeirrtes Engagement Einzelner, die durch Kooperationen untereinander dem Erhalt von technischen Denkmalen eine kulturpolitische Bedeutung verliehen, soll hier vorgestellt werden. Dies geschieht in unbehauener Weise, denn das Material kann im Rahmen dieses Projekts nur sondiert werden. Hier werden bisher von der Forschung kaum berührte Bereiche markiert, deren Untersuchung lohnenswert wäre. Dazu gehören die Institution Kulturbund der DDR (KB), der Einsatz von Feierabendbrigaden, Nutzung elementarer Energien, und das Institut für Denkmalpflege (IfD) in der DDR, sowie der Austausch von Ost und West im Nischenbereich der Mühlenkundigen.

Ein weiterer Teil der Sammlung Maywald lagert im Deutschen Technikmuseum Berlin und ist digital noch gänzlich unerschlossen. Einige Zeitzeugen der Mühlenszene und Denkmalpflege aus den 1970er und 1980er Jahren wurden im Rahmen dieses, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg geförderten Projekts, interviewt und werden hier ergänzend zitiert. Außerdem wurde zur weiteren Recherche das Archiv und die Bibliothek der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. genutzt.


Zur Schreibweise: In der DDR war der Gebrauch des generischen Maskulinums bei Berufsbezeichnungen üblich = Frau Meier ist Müller. Zudem waren das Müllerhandwerk und der Mühlenbau männlich dominiert. War eine Frau Müllermeisterin mit eigenem Mahlbetrieb, wurde das in der Presse oder in Publikationen gern hervorgehoben - weil es nur wenige gab. Die Schreibweise spiegelt also eine historische Realität. Aufgrund der besseren Lesbarkeit, auch im Kontrast zu Originalzitaten, behalten wir diese Schreibweise bei, außer es handelt sich um einen Bezug in die Jetztzeit. Mögen sich alle Rezipient:innen willkommen fühlen!

 

Anja I. Schnapka 2022

2022-09-05

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