Das Mühlenaktiv: Denkmalpflege von unten

Der olle Windbock Kulturbund - ein prädigitales Social Network

Ort und Rahmen für die Bündelung der Mühlenaktivisten mit den nötigen Synergien (Wind, Flügel, Welle, Kammrad, Mahlgang) bildete der „Kulturbund der DDR“. Quasi der am Sterz in den Wind der Partei zu drehende Kasten des Funktionskörpers Bockwindmühle, mit dem Bestreben, das Beste aus den gegebenen Bedingungen herauszuholen. Zumindest für den Zentralen Fachausschuss Technische Denkmale und dem daraus entstandenen Mühlenaktiv lässt sich dies bestätigen.

Ursprünglich wurde der "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" am 03.07.1945 in Berlin zur Zerschlagung faschistischer Geisteshaltung gegründet*. In der DDR entwickelte er sich „zu einer Dachorganisation aller nur möglichen und unmöglichen Vereine“ (PR), „Zahlreiche Arbeits- und Interessengemeinschaften, Arbeits- und Freundeskreise, Fachausschüsse und Fachgruppen mit ehrenamtlicher Leitung, z. B. auf den Gebieten Heimatgeschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt, Philatelie, Esperanto, Fotografie, Kunst und Literatur“* wurden in der Massenorganisation verwaltet.

Freizeitaktivitäten der werktätigen Bevölkerung wurden von der SED begrüßt und der Kulturbund war die einzige Möglichkeit, gemeinschaftliche Aktivitäten außerhalb von Schule, Betrieb, Partei oder Familie zu legitimieren und zu legalisieren. Unter der mehr oder weniger mild regulierenden Schirmherrschaft des KB, die auch schon mal politisch nicht ganz Konformen wie Maywald oder Rüegg einen gewissen Betätigungsrahmen gewährte, konnten auch kleine Interessensgruppen die Möglichkeit erhalten, zu publizieren. "Der Kulturbund verfügte dafür über recht erhebliche Geldmittel, hatte Druck— und Papierkontingente, besaß vorzügliche Räumlich­keiten in ehemaligen Villen, hatte als Mandatsträger in der Volkskammer und den Bezirkstagen Zugang zu den Funktionären und die Vereine, die sich notgedrungen mit dieser Situation arrangierten, nahmen diese Angebote gern an." (PR)

Das Sammelbecken Kulturbund war Ort der Verknüpfung von Interessen und Kompetenzen – ein soziales Netzwerk - was im Bereich Denkmalpflege besonders deutlich wird, die sowohl als staatliche Institution existierte, als auch ehrenamtlich im KB betrieben wurde: Hobbymüller traf auf Ingenieurwissenschaftler, Schülergruppe auf Denkmalpfleger, Mühlenbauer auf Kunsthistoriker und Funktionär. 

*Einleitung zum KB im Bundesarchiv, siehe Link

2022-09-07

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