Ansichtssache!

Das Kurfürstentum Köln am Niederrhein

Kartograph/Verleger Johannes Gigas (1582–1637) oder Johannes Janssonius (um 1588–1664)
Kartentitel COLONIENSES ARCHIEPISCOPATUS
Übersetzung Kartentitel Das Erzbistum Köln
Erscheinungsort Amsterdam
Datierung circa 1630er Jahre
Objektmaße 48,5 x 58,0 cm (Blatt); 37,6 x 48,3 cm (Platte)
Inventar-Nr. Gr 47
Gebiet Erzstift Köln und Niederrhein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die auf Karton aufgeklebte Karte ist vergilbt, verschmutzt und ihre Kolorierung verblasst. Die Rollwerk-Kartusche am oberen linken Rand enthält den lateinischen Titel der Karte: „COLONIENSES ARCHIEPISCOPATUS“. Auf Deutsch: „Das Erzbistum Köln“. Damit ist das weltliche Herrschaftsgebiet der Kölner Erzbischöfe gemeint, welches man entweder als Erzstift Köln oder auch als Kurfürstentum Köln beziehungsweise Kurköln bezeichnen kann. Unten rechts befindet sich eine weitere Kartusche mit Maßwerk und Legende. Die Karte weist eine Westorientierung auf, sodass Westen oben und Norden rechts sind. Die Beschriftung ist teils auf Lateinisch und teils auf Niederländisch verfasst.

Die Karte zeigt die Gebiete des Erzstifts Köln und die angrenzenden niederrheinischen Territorien. Der Verlauf des Rheins von links unten bei Koblenz bis rechts oben bei Wesel unterteilt das dargestellte Gebiet in zwei Teile. Die verschiedenen Territorien dieses topographischen Ausschnitts sind an den unterschiedlich kolorierten Grenzen zu erkennen. Die Gebiete Kurkölns sind über die gesamte Karte verstreut, wobei sich der größte Teil westlich des Rheins befindet. Die Grenzen der kurkölnischen Gebiete sind gelb gefärbt. Außerdem zeigen 19 über die Karte verstreute Wappen, die politische Zugehörigkeit der Territorien. So weist das Wappen mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Grund die jeweiligen Gebiete als kurkölnisch aus. Neben den politischen Aspekten vermittelt das Objekt auch topographische Informationen. Gebirgige Landschaften sind durch kleine hügelige Gebilde von ebenerem Terrain abgegrenzt. Die Stadt Köln sticht durch ihre rote Färbung als größte Stadt auf der Karte ins Auge.

Auf dem Objekt sind weder der Name des Kartographen noch die Datierung und der Erscheinungsort vermerkt, was die Bestimmung dieser Aspekte erschwert. Es existieren viele ähnliche solcher Karten von Kurköln, die einen topographisch identischen Ausschnitt zeigen, aber mit unterschiedlicher Kolorierung und anders gestalteten Kartuschen. Johannes Janssonius (um 1588–1664) veröffentlichte die vorliegende Karte erstmals 1638 in einem Atlas des Verlagshauses der Familie Hondius in Amsterdam. Die Vorlage war wahrscheinlich eine Karte von Johannes Gigas (1582–1637), die zwischen 1630 und 1635 im Verlag der Familie Blaeu in Amsterdam veröffentlicht wurde, einem Konkurrenzunternehmen der Familie Hondius. Gigas zählte zu den bedeutendsten westfälischen Kartographen. Es bleibt daher offen, ob die Rheydter Karte wirklich aus dem Atlas von Janssonius stammt.

Literatur:
BEHR, Hans-Joachim/Heyen, Franz-Josef (Hrsg.): Geschichte in Karten. Historische Ansichten aus den Rheinlanden und Westfalen, Düsseldorf 1985.

MEURER, Peter H.: Atlantes colonienses. Die Kölner Schule der Atlaskartographie 1570-1610, Bad Neustadt an der Saale 1988.

PRINZ, Josef: Gigas, Johann, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 390f.

SCHWARZ, Uwe: Köln und sein Umland in alten Karten, hrsg. von Werner Schäffke, Köln 2005.

Internetressourcen:

Janssonius, Johannes: Karte COLONIENSIS ARCHIEPISCOPATUS, Amsterdam ca 1658, in: Online-Ausgabe Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Koblenz:  https://www.dilibri.de/urn/urn:nbn:de:0128-1-10215. Letzter Aufruf 14.09.2022.

2022-10-26