Ansichtssache!

Christian Sgrooten – Der Niederrhein und Teile der Niederlande

Kartograph/Verleger Christian Sgrooten (1525-1603) / Abraham Ortelius (1527-1598)
Kartentitel GELRIAE, CLIVIAE, FINITIMORUMQUE LOCORUM VERISSIMA DESCRIPTIO
Übersetzung Kartentitel Geldern, Kleve, eine sehr wahre Beschreibung der Nachbarn und Orte
Erscheinungsort Antwerpen
Datierung zwischen 1570 und 1612
Objektmaße 45,6 cm x 56,9 cm (Blatt); 36,9 x 49,9 cm (Platte)
Inventar-Nr. Gr 39
Gebiet Niederrhein, Niederlande und Flandern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Bei diesem nachkolorierten Kupferstich auf Papier handelt es sich um eine geostete Karte, die die Gebiete des Niederrheins (Herzogtum Geldern, Herzogtum Kleve), Flandern sowie Teile der Niederlande inklusive des heutigen Ijsselmeeres (damals noch „Zuiderzee“ genannt) zeigt. Die dargestellten Territorien sind unterschiedlich eingefärbt und die Grenzen mit gepunkteten Linien markiert, die Namen sind mittels Majuskeln in lateinischer Sprache in die jeweiligen Gebiete geschrieben. Die einzelnen Orte dagegen sind durchgängig in niederländischer Sprache benannt, ihre genaue Lage ist anhand von Punkten oder kleinen stilisierten Städten auf der Karte markiert. Auch Waldgebiete sowie wichtige Flüsse sind abgebildet.

Der Maßstab der Karte ist oben mittig in grafischer Form angegeben, indem drei verschiedene Meilenmaße auf den Maßstab der Karte angelegt und abgebildet werden, das Ganze in der optischen Form einer Treppe. Die Karte enthält zudem Schmuck- und Zierelemente, exemplarisch sei hier auf den dekorativen Rand um die Titelangabe herum am unteren rechten Rand verwiesen. Dort sind unter anderem Farbpaletten, Pinsel, Zirkel und Winkelmaß sowie ein runder Spiegel, eine Öllampe und eine Sanduhr platziert. Eine größere Anzahl an Vögeln in verschiedenen Größen komplettiert die Partie.

Als verantwortlicher Kartograph für das Werk wird auf der Karte selbst unter der Titelangabe eine Person namens „Christiano Schrot“ genannt. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich dabei um eine ungewöhnliche Schreibweise des bekannteren Kartographen Christian Sgrooten (1525–1603), von dem eine Vielzahl an unterschiedlichen Namensschreibweisen nachgewiesenermaßen überliefert sind. Der vom Niederrhein stammende Sgrooten wurde mutmaßlich vom berühmten Kartographen Gerhard Mercator (1512–1594) ausgebildet.

Die vorliegende Version der Karte stammt aus dem Werk Theatrum Orbis Terrarum. Aus der von dieser Information abgeleiteten Editionsgeschichte ergibt sich, dass als der Hauptverantwortliche der vorliegenden Karte daher noch neben Sgrooten, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ur-Version der Karte erstellt hat, der niederländische Geograph und Kartograph Abraham Ortelius (1527–1598) aus Antwerpen gelten muss. Dieser hatte mit dem Theatrum Orbis Terrarum im Jahre 1570 eine Kartensammlung in Buchform herausgegeben. Für die Publikation wurden alle Karten, die ursprünglich von unterschiedlichen Autoren stammen, durch Ortelius in ein einheitliches Format gebracht. Das Werk wurde im Zeitraum von 1570 bis 1612 mehrfach neu aufgelegt, insgesamt geht man von 7500 produzierten Exemplaren aus. Es gilt als der erste moderne Atlas. Die Frage, aus welcher Auflage die Karte aus dem Inventar des Museums Schloss Rheydt stammt, muss vorerst offenbleiben.

2022-10-25