Ansichtssache!

Das Herzogtum Jülich

Kartograph / Verleger Jean-Natale Matal (1517–1597) oder Michael Aitzinger (1530–1598) / Frans Hogenberg (1535–1590)
Kartentitel IULIA, Gulich, Iulliers
Übersetzung Kartentitel Jülich
Erscheinungsort Köln
Datierung circa 1580
Objektmaße 14,1 x 18,4 cm (Platte)
Inventar-Nr. Gr 36
Gebiet Herzogtum Jülich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei dieser genordeten Karte des Herzogtums Jülich handelt es sich um einen äußerst seltenen, altkolorierten Kupferstich auf Papier. Zahlreiche Städte und Ortschaften im Herzogtum sind namentlich aufgeführt, wobei besonders wichtige Orte mittels der Ziehung eines Doppelkreises um diese herum optisch hervorgehoben sind. Besonders große Waldstücke sind andeutungsweise durch Baumgruppen markiert, die wichtigsten Flüsse des Gebietes, neben dem Rhein zum Beispiel auch die Niers oder die Rur, sind allesamt zu finden. Insgesamt macht die Karte so einen übersichtlichen und aufgeräumten Eindruck, auf jegliche Ausschmückungen wird vollständig verzichtet. Lediglich die dreisprachige Angabe der Territoriumsbezeichnung Jülich, auf Latein, Französisch und Altdeutsch in der unteren rechten Ecke, erfolgt in zwei Schmuckrahmen. Die Gestaltungsart dieser Karte ist damit ganz auf ihren hauptsächlichen Anfertigungszweck hin ausgerichtet: Nämlich Teil eines Reiseatlaswerkes zu werden. Daher liegt der Darstellungsfokus dieser Karte des Herzogtums Jülich auf dem Verkehrswegenetz zwischen den Ortschaften, um sich überregional orientieren zu können. Wichtige Wegeverbindungen sind auf der Karte anhand von gepunkteten Linien abgebildet. Überregional wichtige wie beispielsweise Abschnitte der „Via Belgica“, einer alten Römerstraße, die Köln über Jülich und Maastricht mit der Atlantikküste verbunden hat, sind mittels zweier gepunkteter Doppellinien nochmals besonders hervorgehoben.

Die Karte war Bestandteil des Itinerarium orbis christiani (zu deutsch: „Wegweiser des gantzen Christentumbs“), der als der älteste Reiseatlas der Welt gilt und in ganz Europa Verbreitung fand. So erklärt sich auch die Dreisprachigkeit bei der Territorienbezeichnung. Für dieses Werk wurden nach einheitlichen Vorgaben Kartenwerke der gesamten europäischen Territorien erstellt. Der Verleger des Itinerarium orbis christiani, und damit auch dieser Karte des Herzogtums Jülich, war der berühmte Kölner Kupferstecher und Graphikverleger Frans Hogenberg, dies ist gesichert. Nicht gesichert, da nicht überliefert, ist hingegen, wer der Kartograph ist. Die Forschung hat mittlerweile zwei potenzielle Kandidaten für die geistige Urheberschaft dieser Karte näher ins Auge gefasst. Zum einen Jean-Natale Matal, ein französischsprachiger Schriftsteller, Geograph und Historiker, zum anderen Michael von Eytzinger, der sich ebenso in den vorgenannten Tätigkeitsfeldern bewegte. Beide waren zum Zeitpunkt der Herausgabe des Werkes um 1580 in Köln tätig und haben häufiger mit Hogenberg zusammengearbeitet, der zu dieser Zeit was die Kupferstecherei betrifft mit seiner Werkstatt die absolut marktbeherrschende Position in der Region hatte und zudem sehr gut vernetzt war. Der Standort Köln wurde durch Hogenberg europaweit führend in Sachen Druckgrafik. Er war ursprünglich ein flämisch-protestantischer Glaubensflüchtling, nahm für sein berufliches Dasein aber in Anspruch, sich mit seiner „Werkstatt“ stets der Neutralität zu verpflichten. Dementsprechend war der Itinerarium orbis christiani und mit ihm auch diese Karte des Herzogtums Jülich Teil eines Versuches, die christliche Welt zu jener Zeit unabhängig von Herrschaftskämpfen und Glaubenskonflikten in der Darstellung miteinander zu vereinen.

 

2022-11-07