Geliebt, umstritten, verloren, wiederentdeckt.

Neustädtischer Markt

Die große Leere

Das Neustädtische Rathaus stammte in seinen Ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut. Direkt neben dem Eingang befand sich bis 1941 die Roland-Statue von 1474. Diese wurde zum Schutz vor Kriegsschäden unweit der Stadt vergraben, seit 1946 befindet sie sich auf dem Altstädtischen Markt. Das Neustädtische Rathaus brannte im April 1945 bei den Kämpfen um die Stadt vollständig aus. Seine oberirdische Ruine wurde bis 1950 abgetragen und an ihrer Stelle entstand ein Parkplatz. Der Ort war Treffpunkt und Aufmarschplatz gleichermaßen. Am 12. November 1989 fand hier die größte Demonstration der Wendezeit in der Region statt. 1996 begannen die Bauarbeiten für die „Rathausgalerie“, eine große innerstädtische Shoppingmall. Diese mussten 1997 für archäologische Untersuchungen unterbrochen werden. Aufgrund der langen Unterbrechung wurden die Planungen für die „Rathausgalerie“ eingestellt, 2002 wurden die Bauarbeiten beendet – das „Brandenburger Loch“ schien zur Dauereinrichtung zu werden. Die „Loch-Zu-Initiative“ verfüllte die Grube 2003 ohne Genehmigung und in Eigeninitiative unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Seither wird der Platz als Markt- und Parkplatz genutzt – und wurde während der Corona-Pandemie regionaler Treffpunkt der Querdenker-Szene. Bis heute wird über die weitere Gestaltung des Areals diskutiert.

Wer baute hier?
unbekannt

Wann wurde gebaut?
Der Platz entstand durch die Zerstörung und den darauf folgenden Abriss des Neustädtischen Rathauses gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.

Wer nutzte den Ort?
Urlauber, Einheimische, Einkäufer, Marktstandbetreiber, Jugendliche

Schlagworte
Leerstelle, DDR, BRD, Tourismus, Abriss, Alltagskultur, Freizeit, Infrastruktur, Politik, Umstrittenheit

2022-09-28

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