Scherben brandenburgischer Glaserzeugnisse

Zwei Becherscherben aus Pinnow

Zwei gewölbte Scherben aus farblosem Glas, verwärmter Mündungsrand, die Wandung dekoriert mit einem gekugelten Blumenornament und Rankwerk unter einer Fiederblattbordüre in Mattschnitt, korrodiert und irisiert.

Maße 6 cm x 6,6 cm; 2 cm x 5,1 cm; Inv.-Nr. 1995_933_415_4_1

Der böhmisch anmutende Dekor auf diesen beiden Fragmenten, die der Form nach zu einem Becher gehörten, war im ausgehenden 17. Jahrhundert typisch für brandenburgische Gläser, möglicherweise von einem immigrierten Glasschleifer aus dem Riesengebirge ausgeführt (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 80–82, 106; Poser, Berliner Becher, 2017, Abb.1, S. 45). Überlieferte Beispiele werden in der Regel der Potsdamer Glashütte zugeschrieben. Dass hingegen auch andere zeitgenössische Weißglashütten in Brandenburg Glasschneider beschäftigten, ist dokumentiert: Ab 1654 bis in die 1670er Jahre waren in Marienwalde und Grimnitz drei Brüder Gampe aus Böhmen tätig, die Standorte Pinnow bei Oranienburg und Zerpenschleuse bei Wandlitz soll der Potsdamer Hütte um 1690 Konkurrenz gemacht und können ebenso gut die Rohlinge zur Weiterveredlung nach Berlin geliefert haben, wo zahlreiche Glasschneider ansässig waren (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 21, 35, 112; Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 65).

Die Scherben kamen 1995 in der Oranienburger Altstadt zutage. Gut denkbar ist demnach, dass es sich bei dem Becher um ein Produkt aus Pinnow handelte. Damit wären die Fragmente die ersten überlieferten Belege aus dieser Hütte. [Verena Wasmuth]

(Object from: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum)