Scherben brandenburgischer Glaserzeugnisse

Zwei Scherben eines Hohlglases mit aufgelegter Perlverzierung

Zwei zarte Fragmente eines Gefäßes aus nahezu farblosem Glas, Reste polychromer Emailbemalung und aufgesetzter Glasperlen.
Das Verfahren, dünn ausgeblasene Hohlgläser zunächst mit kleinen Rundperlen aus zähflüssiger Glasmasse am Ofen zu besetzen, erfordert großes handwerkliches Geschick. Der Gefäßkörper sollte annähernd die gleiche Temperatur wie die Perlen besitzen, damit er nicht platzt. Gleichzeitig darf er seine Form nicht verlieren. Erst wenn das Hohlglas abgekühlt ist, wird in einem zweiten Arbeitsvorgang die Emailfarbe aufgemalt und ebenfalls bei deutlich niedrigerer Temperatur dauerhaft eingebrannt.
Diese beiden Scherben kamen auf dem ehemaligen Areal der Angermünder Burg zutage. Deren Eingehen, das in der Literatur allgemein um 1560 vermutet wird, müsste anhand eines Abgleichs mit ähnlichen Gläsern etwas nach hinten datiert werden. Einige wenige Vergleichsstücke sind überliefert, teils in Farbglas, die mehrheitlich nach Böhmen und Nürnberg in die Zeit um 1600 verortet werden (vgl. Ohm, Europäisches und außereuropäisches Glas, 1973, Kat. 311, S. 139; Bernt, Altes Glas, 1950, S. 50). Ob es sich bei den Scherben um importierte Luxuswaren oder Erzeugnisse der nahegelegenen Grimnitzer Glashütte von Kurfürst Joachim II. handelt, ist nicht abschließend zu klären. Dass dort böhmische Glasmacher und Veredler tätig waren, ist belegt. [Verena Wasmuth]

(Object from: Museum Angermünde Original entry)

Material /Technique ...

Glas / ofengeformt

Measurements ...

(1) 1,7 cm x 1,9 cm, Wandungsstärke 0,1 cm; (2) 3 cm x 1,3 cm, Wandungsstärke 0,1 cm

Created ...

... Who:

... When:After 1570 [circa]

... Where:Joachimsthal, Brandenburg [wahrsch.]

Found ...

... Who:

... When:2000-2003

... Where:Burg Angermünde