Scherben brandenburgischer Glaserzeugnisse

Flaschenmündungen aus Waldglas

Mündungsscherben von Flaschen aus dickwandigem, grünem Waldglas in zwei Größen mit umgelegtem Glasfaden.
Flaschen aus Waldglas waren im 17. und 18. Jahrhundert ein Serienartikel, der in standardisierten Größen von zahlreichen Hütten produziert wurde. Am langen Hals, unterhalb des Mündungsrandes, wurde ein starker Glasfaden appliziert, der zur Befestigung einer Schnur diente, die den Korken hielt. Die Fragmente wurden bei archäologischen Ausgrabungen in den 1970er Jahren auf der Pfaueninsel gefunden. Dort unterhielt der Alchemist Johann Kunckel zwischen 1685 und 1688 eine Glashütte, die er unter anderem für seine Experimente nutzte. Möglicherweise handelt es sich bei den Scherben um die Reste von Vorratsflaschen, in denen sich Ingredienzien für sein Laboratorium befanden. Ebenso könnte es sich dabei um angekauften Glasbruch handeln, den er der Glasschmelze beimengen ließ, zwecks Reduzierung der Schmelztemperatur. Am wahrscheinlichsten ist die Vermutung, dass die Flaschen ehemalig mit Bier gefüllt waren und von den Glasmachern geleert wurden. Die schweißtreibende Arbeit am heißen Ofen verlangte nach einem steten Flüssigkeitsnachschub, den das elektrolyt- und zuckerhaltige Bier weitaus besser deckte als Wasser. Noch heute ist Bier für die meisten Glasmacher am Arbeitsplatz ein Muss. [Verena Wasmuth]

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Waldglas / ofengeformt

Measurements ...

Kästchen 16 cm x 16 cm

Created ...

... When:Before 1688

... Where:Margraviate of Brandenburg 

Found ...

... When:1973-1974

... Where:Pfaueninsel 

Literature ...

  • Rau, Günter und Monica (2009): Das Glaslaboratorium des Johann Kunckel auf der Pfaueninsel in Berlin. Berlin