Scherben brandenburgischer Glaserzeugnisse

Scherben aus kobaltblauem Glas

Kobaltblaue Glasfragmente unterschiedlicher Form, neben Stäben überwiegend Scherben von Gefäßwandungen, teils mit kräftigen Rippen dekoriert.

Bei den Scherben mit Rippenstruktur handelt es sich um frühe Experimente mit bzw. Variationen der in Murano entwickelten Technik "mezza stampaùra", bei der der untere Teil eines Gefäßkörpers mit einer zweiten Glasschicht überfangen wird, bevor man ihn in ein offenes Model mit Rippenstruktur drückt. Dass sich der Alchemist mit der Oberflächenstrukturierung von Hohlgläsern beschäftigt hat, belegen weitere Scherben aus diesem Fundkomplex, die wie diese ebenfalls in der Meierei auf der Pfaueninsel ausgestellt sind. Da die Fragmente in den frühen 1970er Jahren bei archäologischen Ausgrabungen auf dieser Insel in der Havel zutage kamen, dem Standort der Glashütte Johann Kunckels, ist ihre Datierung in die Jahre 1685 bis 1688 gewiss.

Die nahezu gekämmt aussehende Korrosion auf der Oberfläche der Scherben mit Rippen verweist auf die Instabilität der Glasmasse, wohl verursacht durch einen zu großen Anteil Flussmittel in Form von Pottasche. Kunckel wird diese hohe Dosierung veranlasst haben, um ein "langes Glas", ein lange flüssig bleibendes Glas nach venezianischem Vorbild zu bekommen, mittels dessen der Dekor a mezza stampaùra umgesetzt werden konnte. [Verena Wasmuth]

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Glas / ofengeformt und modelgedrückt

Measurements ...

Kästchen 8 cm x 8 cm

Created ...

... Who:

... When:1685-1688

... Where:Pfaueninsel 

Found ...

... When:1973-1974

... Where:Pfaueninsel 

[Relation to person or institution] ...

Literature ...

  • Rau, Günter und Monica (2009): Das Glaslaboratorium des Johann Kunckel auf der Pfaueninsel in Berlin. Berlin