Das Tier und Wir. Über ein widersprüchliches Verhältnis

9. Ich opfere Dich

Im Dezember 2019 berichtete die Weltpresse über ein alle fünf Jahre stattfindendes Opferfest in Nepal. Damit löste sie vor allem in der westlichen Welt Entsetzen und Empörung aus, war doch von der Tötung Tausender Wasserbüffel und anderer Tiere die Rede.
Unseren mitteleuropäischen, vornehmlich christlich geprägten Gesellschaften ist die Tradition des Tieropfers heute fremd. In antiken und vormodernen oder polytheistisch geprägten Gesellschaften spielte das Darbringen von Tieren als Geschenke an die Götter jedoch eine große Rolle – ähnlich den Ereignissen in Nepal. Dieses spiegelt sich für die griechisch-römische Antike in archäologisch nachweisbaren Knochenfunden aus Heiligtümern oder Votivfiguren in Form von Schweinen, Schafen oder Rindern wider.
Im Judentum, Christentum und im Islam hatte bzw. hat das Tieropfer einen engen Bezug zum Menschenopfer. Die Tiere, vor allem Lämmer und Schafe, sind ein Ersatz. Das Menschenopfer, auf das sich die Juden, Christen und Moslems beziehen, ist mit Abraham und seinem Sohn Isaak verknüpft.

2021-06-02