Das 16. Jahrhundert als Zeitalter des Drucks
Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert ermöglichte im Vergleich zum früheren Handdruck ein viel schnelleres Druckverfahren. Die nun möglichen hohen Auflagen benötigten aber auch ein entsprechend fähiges und verzweigtes Vertriebssystem, um an den Kunden zu gelangen. Existierten bis 1500 nur 73 Druckorte, entstanden innerhalb weniger Jahrzehnte von Valencia bis Krakau ungezählte weitere Werkstätten. Mit steigenden Produktionszahlen entwickelte sich zudem eine professionelle Arbeitsteilung: Aus dem früheren Druckverleger entwickelten sich Berufsdrucker und Vertriebler. Die bedeutenden Buchmessen in Straßburg, Frankfurt a.M., Leipzig, Lübeck oder Lyon entstanden neu oder wuchsen in ihrer Bedeutung.
Die rasche Verbreitung reformatorischer, somit kirchenkritischer Schriften provozierte zahlreiche Gegen- und Verbotsmaßnahmen, z.B. den Index librorum prohibitorum der katholischen Kirche, der erst 1966 abgeschafft wurde, sowie eine Kontrolle der Werkstätten durch weltliche Beamte. Mit den Verboten ging aber auch die Vergabe offizieller Druckprivilegien einher, die durch feste Auflagen auch wirtschaftliche Vor- teile brachten. Die Zensur diente weniger einem Verbot, als vielmehr der Steuerung eines neuen, expandierenden Marktes.
Zu den wichtigsten Zentren des Druckwesens gehörte die Reichsstadt Köln. Als sich der niederländische Glaubensflüchtling Franz Hogenberg in Köln im Jahr 1564 niederließ, blickte die Stadt bereits auf eine beeindruckende hundertjährige Tradition des Buchdrucks zurück. Zudem blieb Köln durch alle Kriege hindurch der Umschlagplatz für Nah- und Fernhandel am Niederrhein und die geografische Nähe zu den calvinistischen und katholischen Provinzen der Niederlande sorgte für breite Absatzmärkte.
2021-10-26