Die Belagerung von Jülich 1621/22 durch Ambrosio Spinola
Mit dem Ende des niederländisch-spanischen Waffenstillstands versuchte der spanische General Ambrosius Spinola mit 40.000 Mann von Jülich-Kleve aus die Generalstaaten anzugreifen.
Hendrick Graf van den Bergh (1573–1638) oblag es mit einer Truppe von 7.000 Mann Fußvolk und 700 Reitern die niederländisch besetzte Festung Jülich für die Spanier zu erobern. Bereits wenige Tage zuvor konnte er die friedliche Übergabe des von niederländischen Truppen verteidigten Schloss Rheydts erzwingen, als der Rheydter Herr Florenz Hattard durch eigenes Verschulden gefangen gesetzt wurde und die Übergabe des Schlosses befahl.
Die Festung Jülich befand sich in einer schwierigen Situation, da die Besatzung durch einen Abzug von 1.000 Mann durch Moritz von Oranien geschwächt worden war und zudem van den Bergh Unterstützung von 4.000 Mann und acht Geschützen unter der Führung des Grafen von Isenburg-Grenzau (1584–1664) bekam. Die nun einsetzende Belagerung lief ähnlich wie die von 1610 ab, wobei es nun an dem Niederländer Frederik Pithan (1550–1632) als Festungskommandant war, die Belagerer bei ihren Schanzarbeiten zu stören und zurückzudrängen.
Da es keiner der beiden Seiten gelang, eine Entscheidung herbeizuführen – Moritz von Oranien hatte den Versuch des Entsatzes angesichts der Übermacht der Spanier frühzeitig aufgegeben und war erst gar nicht nach Jülich aufgebrochen –, zog sich die Belagerung über den Jahreswechsel 1621/1622 hin. Einen Eindruck vom Geschehen gibt das Gemälde des bedeutenden flämischen Schlachtenmalers Pieter Snayers. Da er selbst nie vor Jülich war, haben sich einige Ungenauigkeiten in die Darstellung eingeschlichen, wie die rund dargestellten Türme des Schlossquadrums in der Zitadelle.
Erst als im Januar 1622 General Spinola persönlich vor Jülich erschien und den Beschuss der Festung intensivierte, wurde der Verteidigungswille der Besatzung gebrochen. Diese – und mit ihr die Einwohner Jülichs – litten stark darunter, dass die Verpflegung ausging und Krankheiten sich ausbreiteten. Frederik Pithan war es nicht mehr gelungen, vor Beginn der Belagerung die im Umland Jülichs eingelagerten Vorräte hinter die Festungsmauern bringen zu lassen. Nach zeitgenössischen Berichten wurden Pferde geschlachtet und standen zuletzt Ratten und Mäuse auf dem Speiseplan der Eingeschlossenen. Zudem fielen die Temperaturen derart, dass mehrere Male die Schildwachen erfroren. Am 3. Februar 1622 fand die formelle Kapitulation statt, die vertraglich am 22. Januar 1622 vorbereitet worden war. Die nun in die Festung Jülich einziehenden Spanier räumten die Stadt erst 1660 wieder.
2021-10-28