Weltreich & Provinz

Der Kölner Krieg von 1583 bis 1588/90

Während westlich der niederrheinischen Provinz der spanisch-niederländische Krieg tobte, drohte in den 1580er-Jahren neue Gefahr vom Erzbistum Köln ausgehend.

Der junge Kurfürst und Erzbischof von Köln Gebhard Truchsess von Waldburg-Trauchburg (1547–1601) verliebte sich nach seinem Amtsantritt im Jahr 1577 in Agnes von Mansfeld-Eisleben (1551–1637), eine überzeugte protestantische Kanonissin in Düsseldorf. Gebhard gab sich der Illusion hin, insbesondere auch durch Briefe von Pfalzgraf Johann Kasimir (1543–1592) angeregt, dass er, der höchste Würdenträger im dezidiert katholischen Erzbistum Köln und katholischer Kurfürst, nicht nur seine Konfession zum protestantischen Glauben hin wechseln könnte um Agnes zu heiraten, sondern gleichzeitig auch seine Ämter und Würden behalten würde. Dabei sah der Reservatum ecclesiasticum, der geistliche Vorbehalt des Augsburger Religionsfrieden von 1555 eindeutig vor, dass geistliche Fürsten bei einem Konfessionswechsel ihre Ämter aufzugeben hatten.

Hermann von Wied – ein gescheiterter Reformator
Dieser Schritt ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Gebhard mit dem früheren Erzbischof von Köln, Hermann von Wied (1477–1552), und seinem Versuch, einen Konfessionswechsel im Kurfürstentum Köln herbeizuführen, bereits ein lehrreiches und zeitnahes Beispiel für die Gefahren eines grandios gescheiterten Konfessionswechsel vorlag. Hermann von Wied hatte beginnend 1536, beabsichtigt die katholische Lehre im Kurfürstentum Köln dahingehend zu reformieren, dass die trennenden Gräben zwischen der neuen Konfession und dem alten Katholizismus aufgehoben werden könnten. Es war das einflussreiche Kölner Domkapitel gewesen, dass die jahrelangen Reformversuche unterminierte, während die Zünfte, Stadtbevölkerung und Adel ihn unterstützten. Ein offener Krieg wurde nur durch die Absetzung von Wieds verhindert, obgleich die Unterstützung für ihn ungebrochen war.

Ein protestantisches Kurköln?
Die Entscheidung Gebhards, sich über den geistlichen Vorbehalt hinweg zu setzen, hätte weitreichende Folgen gehabt: Vier der sieben den Kaiser (zu dieser Zeit aus dem katholischen Haus Habsburg stammende Personen) wählende Kurfürsten waren katholisch, darunter die drei geistlichen Kurfürsten der Erzbistümer Mainz, Trier und Köln. Ein Abfall nur eines dieser Fürsten vom Katholizismus hätte bedeutet, dass bei der nächsten Kaiserwahl eine protestantische Mehrheit existiert hätte. Gebhards Streich erschütterte damit nicht nur das Machtgefüge im Reich, sondern stellte ganz klar die Herrschaft der katholischen Habsburger in Frage.

Einer vereinten katholischen Front von Haus Wittelsbach in Person seines Konkurrenten bei der Bischofswahl, Ernst von Bayern (1554–1612), dem habsburgischen Kaiser des Reichs mit Unterstützung der spanisch-habsburgischen Monarchie und dem Papst war nicht standzuhalten. Eine dem katholischen Machtaufgebot äquivalente protestantische Unterstützung erhielt Gebhard nicht. Er riskierte mit einem Konfessionswechsel also eben jenes herbeizuführen, was seine Unterstützer im Reich und im Kölner Domkapitel mit seinem Amtsantritt verhindern wollten: Dass das Haus Wittelsbach mit Ernst von Bayern ihre Macht im Nordwesten des Reiches stärken konnten.

2021-11-10

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