Weltreich & Provinz

Die Franzosen am Niederrhein

Die seit dem Tode des letzten 1609 gestorbenen Herzogs von Jülich-Kleve-Berg ausgebrochene Erbfolgestreit konnte erst 1666 – analog zu den Bestimmungen des Vertrags von Xanten 1614 – abschließend geklärt werden: Die Jülicher Lande, einschließlich Rheydt und Gladbach, gehörten nun zur katholischen Pfalz. Ein eigenständiger Religionsvergleich im Jahr 1672 regelte zusätzlich die territoriale Gültigkeit der Konfessionen: die Reformierten in Rheydt erhielten die Pfarrkirche, und auch die Gladbacher Reformierten konnten in der Vorstand einen Platz finden.

Im gleichen Jahr fiel der Sonnenkönig Ludwig XIV. von Frankreich mit seinen Truppen in die Region ein, um von hier aus die Niederlande zu erobern. Das durch den Abzug der Spanier 1660 entstandene Machtvakuum, das die Spielräume der niederrheinischen Landesherren zu vergrößern schien, fand somit ein jähes Ende. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) beispielsweise musste mit ansehen, wie die Franzosen die unter großen Mühen nach 1660 in Kalkar errichtete Zitadelle für ihre Zwecke nutzten, während Ludwig XIV. gleichzeitig den Befehl gab, die Befestigungen der alten klevischen Festung Orsoy schleifen zu lassen. Der seit 1568 bestehende latente Kriegszustand setzte sich also fort und fand letztlich mit dem Spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts sein Ende. Ein wirklicher Frieden sollte sich aber erst 100 Jahre später für den Niederrhein einstellen – dann aber unter gänzlich anderen Vorzeichen in einer neuen Epoche.

2021-07-22