Die Grundsteinlegung der Festung Germersheim

100 Jahre Grundsteinlegung

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Festung, wie im Versailler Vertrag vereinbart, unter den Augen der französischen Soldaten geschleift. Fast drei Jahre später endete die Besatzungszeit, was durch die germersheimer Bevölkerung mit großer Freude aufgenommen wurde; am 30. Januar 1933 feierte man mit Fackelzügen die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.

1934 stand schließlich das 100 Jährige Jubiläum der Festung an. Die Planungen stammten vom NSDAP-Bürgermeister Fritz Wolf. In einem Zeitungsartikel vom Samstag dem 15. Oktober 1834 verfasste er eine Einladung:

„Helft im Kampf um den Wiederaufstieg! Germersheim begeht am 15. und 16. September die 100-Jahrfeier der Grundsteinlegung zur Festung – die alte treue Soldatenstadt ruft euch! Treue um Treue Tretet alle an zum Appell“

Gemäß dem nationalsozialistischen Duktus dieser Einladung war auch die Feierlichkeit an sich geplant. Zar als Gedenkfeier deklariert, sollte der Tag aber durch Aufmärsche von verschiedenen Gruppen und Verbänden instrumentalisiert werden. Es ging weniger um die Festung, als um eine Machtdemonstration der Nazionalsouialisten. Bereits Monate zuvor war mit den Vorbereitungen begonnen worden. Die Fronte Beckers, welche die Schleifung intakt überstanden hatte, sollte als Beleg für die Befestigungsart in die Feierlichkeiten einbezogen werden. Es sollten Waffen und Ausrüstungsgegenstände, wie sie zur Festungszeit getragen wurden ausgestellt werden und ein Geschützstand besetzt werden. Außerdem waren Besichtigungen sowie eine Ausstellung der Festungspläne geplant. Durch den Germersheimer Verkehrsverein wurden 5000 Festabzeichen bestellt, die für 50 Pfennige verkauft wurden und den Eintritt in die Veranstaltungen ermöglichten. Am 15. September um 16 Uhr begannen die Feierlichkeiten mit einem Platzkonzert auf dem Luitpoldplatz. Nach dem Einholen von drei Feldfahnen des ehemaligen königlich-bayrischen 17. Infanterie-Regiments „Orff“, erstrahlten einige Gebäude und Plätze in festlicher Illumination. Es folgte ein „Kameradschaftsabend“ auf dem Paradeplatz (zwischen 1933 und 1945 Bürckel-Allee) für Mitglieder verschiedener Verbände und Gruppen, mit Reden von Bürgermeister Wolf und SA-Obergruppenführer Fuchs. Den Abschluss fand der erste Festtag mit einem großem Zapfenstreich und Feuerwerk vor dem Weißenburger Tor.

Der Sonntag begann mit einem Weckruf um 6 Uhr, auf den Festgottesdienste in den Kirchen der Stadt folgten. Um 8:45  stellten sich alle Verbände auf dem Abmarschplatz – genannt Thingplatz - auf. In den gedruckten Programmen war bis ins kleinste Detail geregelt, wie sich die Verbände, Organisationen und Einheiten aufzustellen hatten. Anwesend waren ehemalige stationierte Truppenteile, Mitglieder des Badischen- und Pfälzer Kriegsbundes, Repräsentanten der örtlichen Behörden und Kriegsbeschädigten, sowie Organisationen, wie Baltikumskämpfer, Germersheimer Vereine und Angehörige des RAD, der SS und der SA. Um 10 Uhr fand eine Gefallenenehrung auf dem Thingplatz statt. Im Anschluss folgte der Marsch zurück in den Stadt, vorbei an der Kommandantur, wo der ranghöchste Offizier der Garnison, sowie die ranghöchsten Vertretern von SA und SS mit erhobener rechter Hand gegrüßt werden mussten. Den Abschluss fanden die Festlichkeiten in einem „historischen“ Festumzug, der, mit teils sehr phantasievollen Kostümen, die Geschichte der Stadt darstellen sollte.

2021-09-30

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