Die Grundsteinlegung der Festung Germersheim

50 Jahre Grundsteinlegung - Die Festung im Kaiserreich

Der Tag des 50jährigen Jubiläums – der 18. Oktober 1883 – war zufällig erneut auf einen Samstag gefallen.  Zum Anlass dieses Festest hatte man Zivil- und Militärgebäude der Stadt feierlich beflaggt und geschmückt. Bereits am Vorabend läuteten die Glocken der Stadt die kommenden Feierlichkeiten ein. Am Morgen erklangen erneut die Glocken und die Kapelle des II. Fuß-Art.-Rgts. gaben „Großer Gott wir loben dich“ und „Nun danket alle Gott“  vom Kirchturm zum Besten. Das Programm des Tages war vom Festungskommandant Karl von Sauer (Abbildung unten), der große Unterstützung von Militärbeamten und den Geistlichen der Stadt erhalten hatte, erarbeitet worden. Überall hingen weiß-blaue Flaggen und besonders das Ludwigstor war herausgeputzt worden. Der Tag begann mit einer feierlichen Messe um 9 Uhr. Danach wurde auf dem Kirchplatz vom Lehrer der katholischen Knabenschule ein Vortrag über die Geschichte Germersheims bis 1834 gehalten. Die Jugendlichen wurden gemahnt treue Untertanen zu werden und sich stets die Kämpfer aus der Völkerschlacht und aus dem Deutsch-Französischen Krieg zum Vorbild zu nehmen. Im Anschluss erhielten sie Brezeln als Erinnerung an diese „erhebende patriotische Feier“.

Karl Theodor von Sauer (1834-1811) (Foto Stadt- und Fesungsmuseum Germersheim)

Währenddessen hatte sich die Garnison, bestehend aus 17. Infanterieregiment und II. Fußartillerieregiment, unter der Leitung der Regimentskommandeure Oberst Abel und Oberst zu Rhein, sowie zwei Pionierkompanien im Hof der Seysselkaserne aufgestellt. Außerdem waren der ehemalige Oberst des 17. Infanterieregiments  Generalmajor Eppler aus Speyer, sowie Zivilbeamte mit Bezirksamtmann von Moers, dem Germersheimer Stadtrat mit Bürgermeister Baust, Geistliche und Lehrer, sowie der Landtagsabgeordnete Ludwig Theyson anwesend. Dieser festliche Zug war, unter den Klängen der Feuerwehrkapelle, vom Stadthaus zur Seysselkaserne gezogen. Die Schuljugend positionierte sich auf dem Wallgang zu beiden Seiten der Spitze Beckers und vom Wall verfolgte die restliche Bevölkerung, sowie auswärtige Zuschauer die Feierlichkeiten.

Um 11:30 Uhr erschien Sauer vor der Kaserne und wurde mit präsentiertem Gewehr und Fahnenmarsch empfangen. Anschließend hielt er eine Rede, in der er sowohl die militärische Bedeutung der Festung für die „Wacht am Rhein“ unterstrich und andererseits aber auch die Bedeutung für die Bevölkerung betonte:

„so hat die Weisheit und der Hochsinn König Ludwigs II. diesem Platze „Außenstellungen“ und „Vorwerke“ verschafft, wie sie stärker und widerstandsfähiger kaum erdacht werden können und ihrem Schutze dankt die Pfalz, dankt unser ganzes Vaterland bereits die herrlichsten Segnungen glücklichsten Friedens“

Nach der Rede entbrannte Jubel, der in die Königshymne überging. Wie auch bei den Feierlichkeiten folgte auf die Ansprache eine Huldigungsadresse, die Bürgermeister Philipp Baust an Karl von Sauer übergab. Die Adresse befand sich in einer eigens gestalteten blausamtenen Mappe mit silberbeschlagenen Ecken und der Abbildung einer Krone mit dem Namen des Königs. Nach Überreichen der Adresse sprach der Kommandant in seiner Dankrede von einer „goldenen Hochzeit“ zwischen Festung und Stadt.

Danach defilierten der Krieger- und Veteranenverein, sowie die Feuerwehr am Kommandanten vorbei und die Soldaten zogen sich zu einem Festmahl in die Kaserne zurück. Im Anschluss fand im Gasthaus „Salem“ ein Diner für die Beamten, Stadträte, die Geistlichkeit, sowie Lehrer und Bürger statt. Im Offizierskasino kamen die geladenen Gäste des Tages zusammen, wo von Sauer und von Moers reden hielten. Die Feuerwehr, der Krieger- und Veteranenverein und große Teile der Bürgerschaft trafen sich im „pfälzischen Hof“ zu einem eher volkstümlichen Fest bei Liedergesang und Musik. Mit erneutem Glockengeläut nahm der Tag sein Ende.

2021-09-30