Die Grundsteinlegung der Festung Germersheim

Das Fest der Grundsteinlegung - Der feierliche Anbruch einer neuen Zeit

Als Tag der Grundsteinlegung hatte man den 18. Oktober – den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig gewählt. Der Stein sollte am Scheitel des stumpfen Winkels, wo die Fronten (Verteidigungsabschnitte) Schmauß und Beckers aneinander grenzten in den sandigen Boden gelassen werden. Die Stadt war an diesem Tag in heller Aufregung, denn seit dem Niedergang des alten Reichs, war Germersheim zu einer unbedeutenden Kantonsstadt geworden und man hoffte dass der Bau der Festung eine glorreiche Zukunft bringen würde. Das Programm der Grundsteinlegung war in München erarbeitet und dort am 12. Oktober veröffentlicht worden.  Der Tag begann mit der Aufstellung von drei Kompanien des königlichen 6. Infanterieregiments „Wrede“ gegenüber des Grundsteins auf der Kontre-Escarpe vor der Spitze XIII. Der feierliche Zug zum Grundstein bestand aus  Sappeuren (2. Sapeur-Kompanie), Landkommissar Müller, Bürgermeister Lombardio Abbildung unten links), Bischof Joh. Martin Manl (Speyer), Generallt. von Braunn, den Obersten Ferdinand von Albert und Karl Theodor Vincenti aus Landau und ihren Adjutanten, dem  Festungsbaudirektor mit seinem Personal, Ingenieursoffizieren (die die Gegenstände trugen, die in den Stein sollten) und zum Schluss wieder Sappeuren. Anwesend war zudem der Regierungskommissar Fürst von Wrede als Vertretung für den König.

Wilhelm Lombardino, Bürgermeister von 1815-1835 (Ölgemälde Stadt- und Festungsmuseum)Festung Germersheim: Statue am Ludwigstor, die den Erbauer der Festung, Oberst Friedrich Ritter von Schmauß darstellt. | selbst | S. Zimmermann | 13.03.2012

 Schmauß eröffnete die Festlichkeiten mit einer  Rede, in der er die Festung mit den Worten „zur Sicherheit des deutschen Vaterlandes und zum Flor der Stadt Germersheim“ bedachte. Danach fand, an einem Altar, den man zum Schutz vor dem schlechten Wetter in einem Zelt aufgebaut hatte, die Einsegnung des Grundsteins durch den Bischof von Speyer  statt. Währenddessen gab die Artillerie 75 Kanonenschüsse  und als die Zeremonie beendet war die Linieninfanterie drei Gewehrsalben ab. Daraufhin überreichte der Bürgermeister Wilhelm Lombardino seine Danksagung an den König, in der er von den „mannigfaltigen, segenbringenden Vortheilen“ welche Germersheim „durch den Festungsbau allergnädigst zugedacht wurden", sprach. Zudem hieß es, dass man sich nun „geregelte“ wirtschaftliche Verhältnisse, Aufschwung und neue Identität wünsche und ging dabei explizit auf das Gespräch mit Ludwig I. am 8. Juni 1829 ein. Der aus Landau angereiste Generalleutnant von Braunn ermahnte den Bürgermeister daraufhin die Jugend in Liebe zu König Ludwig zu erziehen. Nach einer Feldmesse, begann der eigentliche Akt der Grundsteinlegung. Anwesend waren dabei  Oberst Karl Theodor Vincenti (Infanterie-Regiment „Wrede“), Oberst Ferdinand von Albert (6. Linien-Infanterieregiment „Herzog Wilhelm“) Schmauß, Major Max von Hofstetten (2. Jägerbataillon, Stadtkommandnat von Germersheim), Landkommissar Peter Anton Müller, Lombardino, Manl, Regierungsdirektor Fürst von Wrede, Regierungsrat Emonts, Ingenieur-Major von Härmann (Landau) Rittmeister Baron von Bölderndorf (5. Cheveauleger-Regiment Speyer), Hauptmann Deissenberger und Oberleutnant Zöschinger (2. Jägerbattaillon) und alle der Festungsdirektion zugeteilten Offiziere und Beamte.

Bischof Johann Martin Manl, Speyer

Nach dem Zeremoniell bewege sich der Zug in gleicher Ordnung zurück in die Stadt. Die Soldaten defilierten  an von Braunn vorbei und erhielten anschließend von der Stadt Essen und Trinken. Zur Feier des Tages wurden die 56 Stadtarmen vom König in das mit Girlanden geschmückte Direktionsgebäude zu einem Festmahl eingeladen. Die musikalische Unterhaltung kam von der Kapelle des 6. Linieninfanterieregiments. Sie erhielten zudem einen Liter Wein in einem steinernen Krug, den sie behalten durften. Für die Offiziere und Zivilbeamte gab von Braunn um 2 Uhr ein festliches Diner im Gasthaus zum „Elefanten“ und einen anschließenden Ball. Tags darauf wurden die Bürger der Stadt in den „Bayrischen Hof“ eingeladen. Mit einem Ball für die Bürgerschaft endete schließlich der Festakt der Grundsteinlegung. Die Reden, Gedichte und Lieder des Tages wurden vom Speyrer Lehrer Johannes Michael König zusammengetragen und bereits am 1. November in Form einer Broschüre herausgegeben.

 

2021-09-28