Germersheim war eine Hochburg des nationalistischen Konservatismus. Bei den Reichstagswahlen am 5. 1933 erhielt die BVP (Bayrische Volkspartei) 40,5% und die NSDAP 43,5% der Stimmen. Die Schleifung der Festung wurde von der ehemaligen stolzen Garnisonsstadt als Schande wahrgenommen. Über 90 Jahre war das Militär die wirtschaftliche Grundlage der Stadt gewesen. Es dauerte nicht lange, da fühlte man sich abgehängt und alleingelassen. Die nationalsozialistische Propaganda wusste mit diesen Emotionen umzugehen und versprach Germersheim den „Wiederaufstieg“:

„Durch das Versailler Diktat, das Germersheims Wälle niederlegte und die Garnison raubte, verlor die alte Soldatenstadt ihre wirtschaftliche Grundlage. Separatisten- und Besatzungszeit taten das übrige, um die Bevölkerung fast verzweifeln zu lassen. Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers begann auch für Germersheim und seine Stadtverwaltung ein erbitterter und unentwegter Kampf um einen wirtschaftlichen Wiederaufbau auf neuer Grundlage.“

(Landauer Anzeiger Samstag den 15. September 1934)

Die Reste der Festung waren nunmehr ein Denkmal daran wie bedeutsam die Stadt einst gewesen war. „Die gute alte Zeit“ – das war wohin man zurück wollte. In der Propaganda wurde die Festung gezielt inszeniert, als Monument nationaler Größe; niedergeworfen durch den „Schandfrieden“ von Versailles. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Germersheimer Bevölkerung den Aufmärschen der Nazis nicht abgeneigt waren. Für die meisten hatten Aufmärsche und Paraden in der „guten alten Zeit“ ohnehin zum Alltag gehört. 1936 wurde die Stadt – in Vorbereitung auf den Krieg – erneut zur Garnison, was große Freude auslöste.

Wie in vielen Städten wurden auch in Germersheim Straßen und Plätze nach bedeutenden Funktionären und Persönlichkeiten des Regimes benannt. So gab es die Bürckel- Allee, den Hindenburgplatz oder den Hitlerpark. Die Synagoge der Stadt überlebte die Novemberpogrome 1938, weil sie kurz vorher verkauft worden war.