Fälschungen im Museum August Kestner - Eine digitale Ausstellung

Berühmte Fälscher - Reinhold Vasters

Der 1827 geborene Reinhold ließ sich in Krefeld zum „Goldarbeiter“ ausbilden und vertiefte danach seine Fertigkeiten an renommierten Werkstätten in London, Paris und Wien.

Nach Abschluss seiner Meisterprüfung zog Vasters nach Aachen, wo er zunächst zusammen mit Heinrich Joseph Viethen eine „Goldschmiedewerkstatt für kirchliche Gerätschaften“ in unmittelbarer Nähe zur Peterskirche einrichtete, aus welcher Viethen aber wenige Jahre später ausstieg. Im Jahr 1855 heiratete Vasters. Nachdem seine Frau in den nächsten drei Jahren insgesamt drei Kinder geboren hatte und nach dem dritten Kind im Jahr 1859 plötzlich verstorben war, sah sich Reinhold Vasters als alleinerziehender Frühwitwer dazu verpflichtet, möglichst zahlreiche hochwertige Kunstgegenstände zu produzieren, um dadurch den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Dazu kam ihm unter anderem der ab 1862 nach Aachen zugezogene Kanonikus und Kunsthistoriker Franz Bock zur Hilfe, der ihm zusammen mit den Goldschmiedemeistern August Witte und Martin Vogeno zahlreiche Fertigungs- und Restaurierungsaufträge vermittelte. Dies brachte Vasters die Ernennung zum „Stiftsgoldschmied“ ein. Da Reinhold Vasters mehrfach mit Restaurierungsarbeiten an Objekten des Aachener Domschatzes betraut wurde, konnte er mittelalterliche Stücke genau studieren und seine handwerklichen Fähigkeiten entsprechend schulen.

Dank seiner exzellenten Fertigkeiten und seiner guten Beobachtungsgabe während seiner Besichtigungsreisen zu den verschiedenen Fachausstellungen, aber auch durch das Studium der umfangreichen von ihm erworbenen Literatur entwickelte sich bei Vasters bereits früh der Hang, wertvolle Schmuckstücke als Imitate im Stil der Renaissance anzufertigen. Vasters war stets bemüht, „seine Vorbilder zu übertrumpfen, um den hochgespannten Ansprüchen seiner Abnehmer entgegenzukommen.“ Dabei behandelte er seine Arbeiten mit gefälschten Tremolierstichen, künstlichen Altersspuren, absichtlichen Ergänzungen, gefälschten und teilweise unlesbaren Marken, um so jeweils das Alter und die Herkunft des jeweiligen Gegenstandes vorzutäuschen. Über die Vermittlung von Franz Bock gelangten auch einige der Fälschungen Vasters in die Sammlung Culemann. So zum Beispiel die Chormantelschließe. Im Alter von 82 Jahren verstarb Vasters am 14. Juni 1909 an einem Schlaganfall und hinterließ zwei Kinder und acht Enkelkinder.

Siebzig Jahre nach seinem Tod ließ sich anhand von gefundenen Entwurfszeichnungen im Londoner Victoria & Albert Museum beweisen, dass beispielsweise zahlreiche dort ausgestellte Exponate des damals kursierenden „Renaissance-Schmucks“ sowie mindestens 45 weitere aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art von seiner Hand stammten.

2020-12-31

Sources and Links ...

Related Objects ...

Chormantelschließe (Fälschung)
(Museum August Kestner)

Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde der Goldschmied Reinhold Vasters, der seit 1853 als Restaurator am Münsterschatz in Aachen arbeitete, mit der Restaurierung einer originalen...