Fälschungen im Museum - Gehören sie dahin?
Fälschungen gibt es in jedem Museum und aus diesem Grund muss sich jedes Museum zwangsläufig mit der Frage auseinandersetzen, ob es sich bei ihren Objekten um ein Original oder eine Fälschung handelt. Hat man das einmal festgestellt, stellt sich die Frage, was man nun mit den Fälschungen macht. Die Erwartung der meisten Besucher*innen eines Museums ist es wohl, dass dort natur- und kulturhistorische Objekte ausgestellt werden, die zweifelslos echt sind. Fälschungen bilden damit das genaue Gegenteil dieser Erwartungen und ernten meist negative Reaktionen. Denn sie geben vor, authentisch zu sein, betrügen aber damit den Betrachter.
Eine gängige Reaktion ist, einmal entlarvte Objekte aus der Ausstellung zu verbannen und im Magazin wegzusperren. Das stellt aber nur einen sehr unbefriedigenden Umgang mit den Objekten dar. Fälschungen mögen zwar nicht authentisch im erwarteten Sinn sein, aber sind dennoch authentisch in ihrem eigenen Sinn. Dazu kommt, dass im Museum in der Regel nur die qualitativ hochwertigsten Fälschungen landen. Fälschungen sind damit selbst kulturhistorische Zeugnisse, die Auskunft über den Kunstgeschmack der Vergangenheit geben und Einblicke in die Forschungs- und Sammlungsgeschichte eines Museums bieten. Statt sie wegzuschließen und den Museumsbesucher*innen vorzuenthalten, sollten sie lieber mit voller Transparenz ausgestellt werden. Diesen Schritt gehen mittlerweile immer mehr Museen, indem sie ihre Fälschungen in Sonderausstellungen der Öffentlichkeit zeigen.
So stellte und stellt sich das Museum August Kestner bereits 2001 in der Ausstellung "GeaECHTet" oder auf dem museumseigenen YouTube-Kanal (siehe Museum August Kestner bei Youtube) diesem speziellen Sammlungsteil. Und erst kürzlich widmeten sich das Westfälische Landesmuseum in Herne und das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim dem Aspekt der Fälschungen. Daneben gibt es in Wien seit 2005 ein Fälschermuseum, das in seinen Sammlungen Kunstwerke von berühmten Fälschern präsentiert.
Den Fälschungen wird mittlerweile immer mehr Platz in Museen eingeräumt, und man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung weiter geführt wird.
2021-10-27