Fälschungen im Museum August Kestner - Eine digitale Ausstellung

Geschichte der Fälschungen

Fälschungen sind bei weitem kein Phänomen der Neuzeit. Bereits in der Antike haben Menschen Münzen, Schriftrollen und Schmuck gefälscht (siehe dazu die Falschmünzer-Tonformen). Ob es bereits in der Antike umfassende Kunstfälschungen gab, ist in der Forschung noch umstritten. Es gibt eine Vielzahl von römischen Kopien griechischer Skulpturen, bei denen es sich aber nicht um wirkliche Fälschungen handelt. Dass es sich bei den Werken um Kopien handelt, war in der Regel auch den damaligen Käufern bekannt und die bewusste Täuschung, die kriminelle Fälschungen charakterisiert, liegt damit nicht vor.

Auch im Mittelalter wurde gefälscht, primär allerdings Textdokumente allen voran Urkunden, Briefe sowie andere Rechtstexte, aber auch Münzen und Reliquien. Die gefälschten Dokumente sollten vor allem dazu dienen, Rechtsansprüche zu untermauern. Bekanntestes Beispiel hierfür dürfte wohl der angebliche Freibrief für Hamburg von Kaiser Friedrich Barbarossa vom 7. Mai 1189 sein, welcher der Stadt erhebliche Priviliegen in der Region gewährte. Wie sich später herausstellte, war dieser Brief eine Fälschungen und wurde von den Hamburgern 80 Jahre später in Auftrag gegeben, um sich einen Vorteil gegenüber anderen Hafenstädten zu verschaffen. Auch wenn heute allgemein bekannt ist, dass es sich bei dem Brief um eine Fälschung handelt, dienen die in ihm genannten Daten immer noch zur Bestimmung des Hamburger Hafengeburtstages.

Erst mit der Neuzeit ist das Phänomen der Kunstfälschung und ihr gewinnbringender Verkauf im hohen Maß zu fassen. Verschiedene Strömungen in Kunst, Kultur und Architektur wie der Klassizismus oder Historismus führten zu einem immer größeren Interesse für die Vergangenheit und ihre Relikte.

Besonders in der Zeit des Klassizismus (1780-1840) reiste auch das Bildungsbürgertum vermehrt nach Italien, um dort die ersten großen Ausgrabungen anzuschauen und die Sommerfrische zu genießen. Vor allem die Ausgrabungen in Pompeji waren beliebte Reiseziele. Der Wunsch war groß, sich Souvenirs dieser Reise mit nach Hause zu nehmen. Diese hohe Nachfrage nach originalen Antiken führte dazu, dass sich ein Markt entwickelte, auf dem auch Fälschungen oder Nachbildungen an Reisende verkauft wurden. Mit der Entstehung der Kunstmärkte, die zum ersten Mal in den Niederlanden im 17. Jahrhundert aufkamen, entwickelte sich zu dem ein Absatzmarkt für die Fälschungen berühmter Maler.

Die Herstellung von Fälschungen blickt auf eine lange Tradition zurück und auch in jüngerer Vergangenheit gibt es noch zahlreiche Fälscher, die teilweise selbst zu Berühmtheiten geworden sind. Zu den bekannsten Fälschern Deutschlands gehören vermutlich Konrad Kujau, der die vermeintlichen Hitler-Tagebücher herstellte und Wolfgang Beltracchi, der im großen Umfang Gemälde fälschte und 2011 zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Und auch in der Popkultur sind Kunstfälschungen und besonders ihre Hersteller ein nach wie vor ein beliebtes Thema, besonders aufgrund ihrer meist spannenden Geschichten. 

2021-10-27

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