Methoden zur Bestimmung von Fälschungen
Die Methoden zur Erkennung einer Fälschung sind sehr vielseitig und umfassen sowohl kunsthistorische als auch naturwissenschaftliche Verfahren. Bei manchen Objekten fällt dem geschulten Auge sofort auf, dass es sich hierbei um eine Fälschung handeln muss. Die Fälschungen sind einfach zu dilettantisch gemacht. Andere Fälschungen sind, um einen frühere Entstehungszeit vorzutäuschen, bewusst sehr schlicht gearbeitet. Manche eben auch zu simpel. Gleichzeitig gibt es aber auch das komplette Gegenteil: Fälschungen, die einfach zu perfekt sind. Das Material ist zu rein und die Gestaltung zu makellos. Im Museum landen in der Regel aber nur diejenigen Fälschungen, die in ihrer Ausführung so hochwertig sind, dass eine intensivere Beschäftigung notwendig ist, um sie als solche zu erkennen.
Gegenstandsicherung
Erster Schritt in der Untersuchung einer möglichen Fälschung ist die Gegenstandssicherung. Teilschritte der Gegenstandssicherung sind zunächst die Materialkunde und eine erste Erfassung der wichtigsten Daten (Maße, Vermerke, Werktitel). Darauf folgt die Ermittlung des Erhaltungszustandes, der Aufschluss darüber geben kann, auf welche Weise das Werk bereits verändert wurde. Grundlegend ist aber auch die Ortssicherung eines Werkes. Das heißt die Rekonstruktion der Provenienz eines Kunstwerkes. Unstimmigkeiten im „Lebenslauf“ eines Kunstwerkes können maßgeblich zur Entlarvung einer Fälschung beitragen. Gleichzeitig ist die Ortssicherung eng an die Materialkunde gebunden, da die verwendeten Werkstoffe bis zur Möglichkeit der künstlichen Herstellung ortsgebunden waren. Die Verwendung bestimmter Materialen kann also direkt Auskunft über den Entstehungsort geben. Die Alterssicherung bei der die Echtheit von Signaturen und die Datierung im Zentrum der Untersuchung stehen, ist ebenso eng mit der Ortssicherung verknüpft.
Nachdem die materielle Überprüfung abgeschlossen ist, folgt die inhaltliche Gegenstandssicherung. Beide Untersuchungsabschnitte überschneiden sich aber häufig und gehen oftmals fließend ineinander über. Wichtigster Aspekt der Inhaltsanalyse ist die Stilkritik. Der Stil eines Künstlers ist seine individuelle Handschrift. Eine intensive Stiluntersuchung eines Kunstwerkes ermöglicht demensprechend die Zuordnung zum Gesamtwerk eines Künstlers oder eben den Ausschluss. Weiteres Untersuchungsfeld der Inhaltsanalyse sind die Signatur- und Monogrammanalyse. Die verwendeten Schriftarten, Zeichen oder Dialekte können nämlich ebenfalls wichtige Aufschlüsse über die räumliche und zeitliche Herkunft geben. Hilfreich ist zudem einen Blick in ergänzende Quellen, die Bestimmung, Datierung und Entstehungsort weiter eingrenzen.
Naturwisschenschaftliche Methoden
Führen die kunsthistorischen Möglichkeiten nicht ans Ziel, sollten naturwissenschaftliche Methoden zur Untersuchung eines Werkes herangezogen werden. Aufgrund der schieren Anzahl der zur Verfügung stehenden Methoden muss genau abgewogen werden, welche von diesen für welchen Gegenstand am sinnvollsten ist. Das hängt von mehreren Faktoren ab: dem Untersuchungsobjekt sowie dessen Material und Herstellungstechnik; natürlich auch die Frage, welche man durch die Prüfung klären möchte und weitere Abschätzungen über Kosten, Zeitaufwand, Personal etc. Unterschieden wird zwischen sieben verschiedenen Methodenebenen. Angefangen bei der einfachen und optischen Analyse, über radiographische Analysen sowie Analysen der chemischen und physikalischen Struktur bis hin zur Untersuchung von Gebrauchsspuren, Aufklebern und weiteres. Die drei bekanntesten Analyseverfahren für die Altersbestimmung sind vermutlich die Radiokarbonmethode für kohlenstoffhaltige, vor allem organische Materialien, die Dendrochronologie (Holzalterbestimmung) und die Thermolumineszenz-Analyse. Letztere wird bei Keramiken oder anderen gebrannten Objekten angewandt.
2021-10-27
Sources and Links ...
- Hans Mommsen, Archäometrie. Neuere naturwissenschaftliche Methoden und Erfolge in der Archäologie (Stuttgart 1986)