Brandenburgisches Glas

Brandenburgische Schnittgläser des 17. und 18. Jahrhunderts mit ornamentalem Dekor

Eine rein ornamentale Veredelung findet sich auf vielen barocken Trinkgläsern. Die frühen Trichterpokale und Becher der Potsdamer Glashütte bis in die Epoche Friedrichs III./I. zierten überwiegend dekorative Blatt- und Blütenranken in Mattschnitt mit geschliffenen Kugelungen. Auch Festons mit reichen Fruchtbündeln und Vögeln sind dokumentiert. Diesen "böhmischen" Dekor hatten immigrierte Glasschneider nach Brandenburg mitgebracht. Sicherlich stellten auch andere zeitgenössische brandenburgische Manufakturen diesen Typ her, etwa Marienwalde und Pinnow. Überlieferte Beispiele werden in der Literatur aber meist pauschal in die Zeit um 1700 nach Böhmen verortet. Eine Unterscheidung lediglich aufgrund formaler Kriterien ist tatsächlich so gut wie unmöglich. Im UV-Licht erscheinen sie alle gelb-grün, die böhmischen Exemplare hingegen eher hell, die brandenburgischen eher bräunlich. 

Eine kleine Gruppe von Potsdamer Pokalen weist übereinstimmend ein flächig mattiertes Mittelregister der Kuppawandung mit eingeschliffenen polierten Blumenornamenten, Ranken und Vögeln auf. Diese feingliederige Ornamente nach Kuferstichvorlagen dienten ebenfalls als Rahmung für Wappen, Monogramme und szenische Darstellungen. An Fuß, Schaft und Kuppaansatz fand sich dabei stets der typische Spitzblattfries. Ab 1720 wurden "gemuschelte" Gläser beliebt. Sie sind mit eng aneinandergesetzten Rundbögen in Hoch- und Tiefschnitt dekoriert, die einen schuppenartigen Effekt erzeugen. Dieser Dekor wurde auch in der Zechliner Nachfolgehütte weiterhin eingesetzt. Die für Potsdamer Gläser charakteristische Kugelborte am Mündungsrand fand dort als feiner Linsenfries eine Fortsetzung. Da die Lehrlinge der Berliner Glasschneiderinnung nach fünfjähriger Ausbildung und erfolgreicher Gesellenprüfung eine dreijährige Wanderschaft anzutreten hatten, fanden importierte Dekorelemente aus anderen Glasregionen seit den 1730er Jahren verstärkt Eingang in den brandenburgischen Glasschnitt.

2021-02-25

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