Brandenburgisches Glas

Brandenburgische Rubingläser des 17. und 18. Jahrhunderts

Rubinglas ist benannt nach seiner Farbe, die dem Edelstein Rubin gleicht. Im 17. und 18. Jahrhundert sah man Rubinglas nicht als ein rot gefärbtes Glas an, sondern als ein eigenständiges Material, dem die mythischen Eigenschaften und geheimnisvollen Kräfte des Rubins zugesprochen wurde. Dieser sagenhafte „Stein der Weisen“, auch „Karfunkelstein“ genannt, war Attribut der Kaiser und Könige, aber auch Sinnbild des Lebens, er sollte Krankheiten und Feinde abwehren, vor Unglück schützen und Kraft, Mut und Tapferkeit verleihen. Hohlgefäßen aus Rubinglas wurde eine heilsame Wirkung auf ihren Inhalt zugesprochen. Dies schlug sich auch in der Gestaltung der Objekte nieder, die sich von der anderer Farbgläser deutlich unterschied. Besonders häufig sind sie mit vergoldetem Silber montiert.

Zur hohen Wertschätzung des Rubinglases trug auch der schwierige Herstellungsprozess bei: Zum Färben wurden aus gemahlenem Gold und Königswasser (Mischung aus Salzsäure und Salpetersäure) Goldsalze hergestellt, die man der Glasschmelze in sehr geringer Dosis beifügte. Die dann beim Schmelzprozess entstehenden winzigen Goldpartikel sind verantwortlich für die spätere Rotfärbung des Glases. Zunächst kommt das Glas aber kristallklar aus dem Schmelzofen. Erst nach einer erneuten Erwärmung des Glases, dem sogenannten „Tempern“, entstand seine rubinrote Färbung. Wie lange dieser Prozess des Temperns dauerte, bestimmte über die Qualität der Durchfärbung. Besonders schwierig gestaltete sich diese Prozedur bei großen und kompliziert gestalteten Gefäßen.

In brandenburgischen Glashütten wurde seit dem späten 17. Jahrhundert Goldrubinglas mit perfekten Farbeigenschaften hergestellt, das den Produkten anderer Herstellungsorte häufig überlegen war. Der Beginn der neuzeitlichen Rubinglasherstellung ist in Potsdam anzusiedeln und eng mit dem Namen des Glasmachers und Alchemisten Johann Kunckel (um 1635–1703) verbunden. Ihm gelang es in den Jahren 1678 bis 1683, nach unzähligen Versuchen und vielen Rückschlägen, das verlorene Geheimnis der Herstellung des roten Rubins aus Glas wiederzufinden und die Herstellungstechnik so zu verbessern, dass sogar Gefäße daraus geblasen werden konnten. Seit 1678 am Hof des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg angestellt, nahm Kunckel seine glastechnischen Versuche zunächst in der Glashütte Drewitz bei Potsdam auf. Aus Rechnungsbelegen geht hervor, dass Ende 1683 die ersten großen Rubinglas-Hohlgläser in Potsdam produziert wurden. 1685 entstand seine Glashütte auf der Pfaueninsel bei Berlin, wo er umfangreiche Experimente unter anderem mit Farbglas durchführte. Die bei Ausgrabungen gefundenen Scherben dieser Hütte, heute in der Meierei auf der Pfaueninsel ausgestellt, belegen Kunckels Beschäftigung auch mit der Optimierung der Rubinglasrezeptur. Schnell verbreitete sich die Kenntnis über die Potsdamer Errungenschaften dann in ganz Europa. „Composition“ und „Modum procedendi“ des Rubinglases, wie Kunckel selbst sich ausdrückte, blieben nicht lange geheim.

Die einzigen erhaltenen rubinroten Gläser, die gesichert von Johann Kunckel hergestellt wurden, sind die auf der Pfaueninsel ausgegrabenen Scherben aus seinem Laboratorium und ein Becher aus der Sammlung seines Freundes und Geschäftspartners, des Apothekers Linck aus Leipzig. Der Becher befindet sich jetzt im Museum –  Naturalienkabinett Waldenburg in Sachsen. Alle anderen nach Potsdam zu lokalisierenden Rubinglasgefäße sind entweder aus formalen Gründen in die frühe Zeit von 1678 bis 1688 zu datieren und damit Johann Kunckel zugeschrieben, oder aber in dessen Nachfolge bis ca. 1736, dem Jahr des Umzugs der Potsdamer Hütte nach Zechlin, entstanden. Die Zechliner Manufaktur stellte nachweislich noch im 19. Jahrhundert veredelte Rubingläser her.

 

2024-02-16

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