Lokale Leistungsschauen. Unternehmerische Selbstpräsentation im Museum II.

Einflussnahme von Außen – in diesem Fall von einflussreichen lokal agierenden Unternehmen – gefährdet die Unabhängigkeit der Museumsarbeit. Sie ist die Grundlage dafür, unbefangen Licht- und Schattenseiten eines ortsansässigen Unternehmens gleichermaßen ausstellen zu können.

Nehmen wir das Beispiel des im Ausstellungsbereich ausgestellten Unternehmens MTU. MTU bringt in Ludwigsfelde über 800 Bürger*innen in Lohn und Brot. An der Fertigung von Triebwerken für den zivilen Flugverkehr beteiligt, trägt MTU so wie andere in Ludwigsfelde ansässige Unternehmen dazu bei, räumliche Grenzen in Geschichte und Gegenwart zu überwinden und Menschen mobil zu machen. Was MTU jedoch auch macht: Es stellt Produkte für militärische Verwendungszwecke her. Nicht nur an demokratische Legitimationsverfahren gekoppelte Parlamentsarmeen wie die Bundeswehr werden beliefert. MTU ist mit 19 Prozent an der saudi-arabischen Firma Middle East Propulsion Company beteiligt. Diese wiederum produziert und betreut die Royal Saudi Air Force, die im Jemen durch 20.000 Luftangriffe am Tod von 60.000 Menschen mitverantwortlich ist.

Kultursponsoring und von Unternehmen zur Verfügung gestelltes Sammlungsgut sind wichtige und hilfreiche Säulen der Museumsarbeit. Dies heißt jedoch nicht, dass ein Stadtmuseum zur Aufgabe hat, Freiflächen zur Selbstdarstellung anzubieten. Erst durch eine kultur-, sozial-, alltags-, wirtschafts- und technikgeschichtliche Einbettung und Interpretation werden Unternehmensgeschichten zu relevanten Kapiteln einer Ausstellung, deren Aufgabe es ist, zum Nachdenken über Leben und Arbeiten in Ludwigsfelde in Geschichte und Gegenwart anzuregen.