Bestandsaufnahme - Ein ganz normales Museum in Deutschland

Bestandsaufnahme: Transparente Selektion als Museumspraxis II

Transparente Selektion als Museumspraxis II

Transparente Selektion als Museumspraxis II.

 

Was würden Sie sich wünschen? Sollte der/die Kurator*in im Werkstattraum des Museums sichtbar werden und die Existenz des Raums und die Auswahl der Objekte begründen und sichtbarer in den Kontext der Geschichte Ludwigsfeldes stellen?

Der Ausstellungsraum hat weder einen Raumtitel noch Raumtexte. Dem Raum scheint ein phänomenologisches Verständnis des Kuratierens zugrunde zu liegen. Vertretende eines solchen Verständnisses sind davon überzeugt, dass der Ursprung der Erkenntnisgewinnung in unmittelbar gegebenen Erscheinungen, den Phänomenen, liegt.

Die maßgebliche Sprache des/der Kuratierenden sind Raumtitel und Raumtexte. Textebenen stehen in einer Hierarchie zueinander. Sie sind für sich stehende Texte, die sich aber gleichzeitig in einer Logik zueinander verhalten. Auch wenn uns der/ die Kuratierende des vorliegenden Raums keine Informationen zum Sinnzusammenhang der ausgestellten Objekte zukommen lässt, lassen sich Bezüge zur Geschichte Ludwigsfeldes herstellen und der Raum in den Kontext der Praxis des Ausstellens verorten. Im Zentrum des Raums steht das Motiv des Schaffens. Gerade in Kommunen im vorstädtischen Raum rückte erinnerungskulturell immer wieder der Topos der Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Land in den Mittelpunkt. Der Allrounder bzw. Alleskönner wurde so zu einer einflussreichen Sozialfigur der städtischen Peripherie.

Zugleich lässt sich rekonstruieren, dass die Werkstatt und die Werkstattobjekte aus der Sammlung de Ortschronisten Herrmann Reich stammen. Symbolisch hämmert er in seiner Sammlungspraxis die Geschichte der Stadt zusammen und formt und pflegt wie der zuvor beschriebene Alleskönner sein Eigenheim in Form von Selbststudium und Learning-By-Doing. Die Werkbank im Museum zeigt, dass Geschichte und die Art, wie sie erzählt wird, wie das verarbeitete Material der Werkbank das Produkt/Ergebnis menschlichen Handelns ist. Dabei unterscheidet sich die Praxis des Selektierens zwischen Herrmann Reich und professionellen Museumsmachenden in erster Linie in der Begründung und Transparenz des Auswählens.

2023-04-27

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