AEROARCTIC

Neue aerologische Forschungsmethode: die Radiosondierung

Prof. P. Moltschanow hatte bereits 1927 seine Ideen zur funkentelegrafischen Übertragung von ballongetragenen Meteorographen in Leipzig vorgestellt. Durch die in der AEROARCTIC mitwirkenden sowjetischen Professoren S. S. Kamenew und E. P. Woronew finanziell unterstützt, hat er diese Ideen in Entwicklungen umgesetzt. Am 30.01.1930 erreichte eine erste Sonde von ihm die Stratosphäre (Moltschanow, S. 60), also einige Monate vor der ersten Radiosonde, die von Paul Duckert in Lindenberg im Mai 1930 erprobt worden war. Auf Vorschlag der AEROARCTIC wurde die Radiosonde von Moltschanow zusätzlich in einer nach Ideen von Weickmann und Duckert veränderten Bauart bei Askania in Berlin hergestellt. Mit der Moltschanow-Sonde (Kamm-Prinzip, siehe unten gezeigte Abbildung mit Erläuterungen) wurde am 29.07. um 15:00 Uhr ein Aufstieg durchgeführt. Dieser Aufstieg führte die Sonde wegen des relativ hohen Gewichtes nur bis in eine Höhe von knapp 9.000 m. Das Gerät benutzte einen Bimetall-Temperaturmesser, konnte folglich auch nur Temperaturwerte übermitteln. Daneben waren drei der Askaniasonden im Einsatz. Jede davon war in der Lage, sowohl die Temperaturwerte, als auch die Werte für Luftdruck und Luftfeuchte kontinuierlich zu messen und zu übertragen. Für die Übertragung der gewonnenen Daten durch eine Senderöhre lieferte eine Trockenbatterie den erforderlichen Strom (Weickmann, 1932, S. 53, siehe auch hierzu die untenstehende Abbildung mit weiteren Erläuterungen). Diese drei Sonden stiegen in Höhen um 16 bis 17 km und lieferten Werte, die gut zu Ergebnissen von Registrieraufstiegen an norwegischen Bodenstationen passten. Die drei Askaniasonden-Aufstiege erfolgten am 28.07., um 4:50 Uhr und um 11:30 Uhr, sowie am 29.07. um 19:45 Uhr. (Weickmann, 1932, S. 344)

Das Auslassen der Radiosondenballone aus dem Zeppelin erforderte ein besonderes Vorgehen, da der Auslass nur nach unten erfolgen konnte. Dazu wurde der Ballon mit einem Gewicht beschwert, sodass er sich nach dem Ausstoß nach unten bewegte, um nicht mit dem Luftschiff zu kollidieren. Ein kleines Uhrwerk zerschnitt mit einer daran gekoppelten Rasierklinge dann die Befestigung des Gewichtes, nachdem sich das Luftschiff ausreichend weiterbewegt hatte. So konnte der Ballon ungehindert aufsteigen. Die Signale wurden mittels Kurzwellenempfänger an Bord des Luftschiffes aufgefangen und von den beiden Meteorologen aufgezeichnet.

2023-02-21

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