AEROARCTIC

Meteorologische Beratung der Luftschiffführung

Die Verlegung der Fahrt vom ursprünglich im April geplanten Termin in den Juli ließ einige meteorlogische Schwierigkeiten erwarten. So war um diese Jahreszeit häufiger mit Nebel zu rechnen, der sowohl für die neunäugige Vermessungskamera wie auch für die Sichtnavigation ein Hindernis gewesen wäre. Eine weitere Gefahr drohte durch Vereisung des Luftschiffes, die das Gewicht der Hülle erheblich erhöht hätte. Besondere Bedeutung kam daher den Werten der Luftfeuchtemessinstrumente im und am Luftschiff zu.

In Archangelsk stellte sich gleich am Beginn der Fahrt die Frage, in welcher Richtung die Runde geflogen werden sollte. Der wissenschaftliche Leiter der Expedition, Prof. R. L: Samoilowitsch, berichtet in seiner Darstellung des Fahrtablaufes: "Die Wetterbulletins der meteorologischen Sationen sagten uns aber, dass im Gebiet des Karischen Meeres ein mit niedriger Bewölkung verbundener Zyklon vorhanden sei. Daher wurde auch beschlossen, den Kurs nach Franz-Josef-Land zu richten" (zitiert nach Samoilowitsch "Die Flüge in den Polargebieten", S. 27 im Ergänzungsheft 216 zu Petermanns Mitteilungen, Gotha 1933).

Alle zur Verfügung stehenden Messwerte der zweistündlichen Ablesungen wurden dem Kapitän gemeldet, und eine Abstimmung mit den Bodenstationen war zur Minimierung aller Risiken unabdingbar. Es kam auf gute „funkentelegraphische“ Verbindungen zu den sowjetischen und norwegischen Bodenstationen an, für die ein geeigneter Funkempfänger eingebaut worden war. Aus den Meldungen der Bodenstationen wurden an Bord täglich Wetterkarten gezeichnet. Die Organisation zur Inanspruchnahme dieser Bodenmeldungen war mit der Deutschen Seewarte in Hamburg, dem Norwegischen Wetterdienst und dem Geophysikalischen Zentralobservatorium in Leningrad im Vorfeld der Fahrt geregelt worden. Mit den circa sechzig sowjetischen Stationen hat es trotz der Vorverabredungen Probleme gegeben, da sie zum Teil noch veraltete Wetterschlüssel verwendeten. Dieses Problem war bekannt und bereits 1929 auf zwei Konferenzen in Leningrad und Moskau angegangen worden. Es zeigte sich jedoch während der Fahrt, dass die veralteten Verschlüsselungen in den Wettermeldungen der sowjetischen Stationen teilweise beibehalten worden waren. Das bedeutete für das Zeichnen der Wetterkarten einen gewissen zusätzlichen Zeitaufwand, konnte aber mit dem Wissen der beiden Meteorologen gelöst worden, da auch ihnen der alte Wetterschlüssel noch in Erinnerung war.

2023-04-04

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