Vorgeschichte der Pläne für erweiterte Nutzungen von Luftschiffen
Viele Jahre vor der Arktisfahrt 1931 weckten die besonderen Eigenschaften von Luftschiffen die Vorstellung, sie für Wissenschaft und Wirtschaft zu nutzen
Graf Zeppelin hatte bereits bei seinen frühen Luftschiffprojekten darüber nachgedacht, wie das Luftschiff in der meteorologischen Forschung eingesetzt werden könne. Unterstützt wurde er in dieser Richtung vom Leiter der Meteorologischen Landesanstalt Elsass-Lothringen, Hugo Hergesell, der bei gemeinsamen Luftschifffahrten diese Idee zuerst aussprach. Durch diesen persönlichen Kontakt kam es auch, dass schon zur Zeit der Konstruktion der ersten Luftschiffe in Friedrichshafen dort eine Wetterforschungsstation errichtet worden war, von der Meteorographen mit Hilfe von Wetterdrachen, Fesselballons und Registrierballons regelmäßig in die höhere Atmosphäre gebracht werden konnten. Auf diese Weise waren die Zeppelinwerke und ihr Luftschiffbau vom Beginn an mit der sich gerade erst entwickelnden aerologischen Forschung eng verbunden.
Im Jahr 1907 wurde von Hergesell und Zeppelin die Nutzung von Luftschiffen zu geographischen, besonders aber zu meteorologischen Zwecken erstmalig eingehender diskutiert. Daraus entstand der gemeinsame Plan, mit einer Schiffsreise nach Spitzbergen die notwendigen Vorerkundungen auszuführen. Spitzbergen ist eine von Mitteleuropa aus gut zu erreichende Inselgruppe am nördlichen Polarkreis mit Bedingungen, wie sie für eine Arktiserforschung zu erwarten waren. Bei dieser Vorexpedition im Jahr 1910 ist festgestellt worden, dass die Luftschiffe noch nicht die erforderliche Größe, Motorleistung und Sicherheit hatten, um Arktisexpeditionen vom geplanten Umfang mit ihnen durchführen zu können. Die Vorexpedition hatte das ausschließliche Ziel, die Erfordernisse für den Luftschiffbau zu klären, wenn es in arktischer Forschung als Transportmittel eingesetzt werden solle. Der Luftschiffer, Walther Bruns knüpfte an diesen Gedanken an, als er 1919 in Görlitz seine Vorträge über eine arktische Luftschiff-Verkehrslinie hielt.
Im Wettbewerb mit dem Zeppelin-Luftschiffbau spielte auch der Luftschiffbau von Prof. Schütte eine Rolle. So stellte der Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, Geheimrat Prof. Schütte, auf der I. ordentlichen General-Versammlung der AEROARCTIC in Berlin in der 1. Sitzung sein neues Buch "Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909 - 1925" vor und überreichte dem Präsidenten der Gesellschaft, Prof. Fridtjof Nansen ein erstes Exemplar.
2023-08-14
Sources and Links ...
- Miethe, Adolf/ Hergesell, Hugo (Hg.): "Mit Zeppelin nach Spitzbergen", Berlin-Leipzig-Wien-Stuttgart 1911
In diesem Buch, das zum größten Teil mit Fotos von Professor Miethe bebildert ist, kommen die an der Expedition von 1910 Beteiligten mit eigenen Beiträgen zu Wort. Prof. Miethe war Professor an der Technischen Hochschule in Berlin und hatte ein eigenständiges Farbfotoverfahren entwickelt. Seine Farbfotografien von der Vorexpedition nach Spitzbergen sind in diesem Buch in Reproduktion abgedruckt, darunter Fotos von Graf Zeppelin und dem an der Fahrt beteiligten Prinzen Heinrich.