AEROARCTIC

Vorwurf und Ausstieg des Aerologen Hergesell

Hergesell überwirft sich mit Kohlschütter, weil dieser andere Luftschiffbauer ins Spiel bringt.

Das Dokument „Protokoll der 7. Sitzung des Hauptausschusses“ handelt vorwiegend von Diskussionen, die an einen Briefwechsel zwischen Geheimrat Hugo Hergesell und dem Vorsitzenden, Geheimrat Erich Kohlschütter anknüpften. Hergesell hatte darin Kohlschütter vorgeworfen, seine Kompetenzen überschritten zu haben, als dieser einen Technischen Ausschuss unter dem Vorsitz von Professor Krell (Leiter des Luftschiffbaus Siemens-Schuckertwerke), einberufen hatte. Hergesell hatte daraufhin seinen Rückzug aus dem Wissenschaftlichen Ausschuss erklärt und seine Unterschrift unter der Denkschrift zurückgezogen. Er ging bei seinem Vorwurf anscheinend von der Vorstellung aus, dass es keines Technischen Ausschusses bedürfe. Alle Probleme seien im Wissenschaftlichen Ausschuss zu lösen. Kohlschütter berichtete auf der Sitzung, dass der als Schlichter fungierende Staatssekretär Schulz ihn im Namen der Regierung gebeten habe, den Konflikt möglichst beizulegen und den Technischen Ausschuss nicht als eigenständiges Gremium zu installieren. Das Protokoll berichtet ferner von der Diskussion über eine von Hergesell anscheinend in seiner Austrittsmitteilung aufgestellte Behauptung, der Ausschuss wolle das Luftschiff für die Erforschung aller unbekannten Gegenden der Erde einsetzen. Möglicherweise in der Folge dieser unzutreffenden Behauptung Hergesells stelle die Regierung nun vier Forderungen an den Ausschuss berichtete Kohlschütter. Diese Forderungen der Reichsregierung lauteten:

• das Luftschiff muss unter allen Umständen in Deutschland gebaut werden;

• der Luftschiffbau Zeppelin darf nicht ausgeschaltet werden;

• der Plan soll sich auf arktische Forschung beschränken;

• Geheimrat Kohlschütter möge an einer Besprechung der zuständigen Ministerien teilnehmen.

(Zitat aus Dok. 7) Die Akte gibt leider an keiner Stelle Auskunft darüber, ob die von Kohlschütter in der Sitzung dargestellten Aussagen über das Verhalten von Hergesell zutreffen. Im Ergebnis aber blieb der Austritt bestehen, und damit war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Aerologie nicht an den Vorbereitungen und der Durchführung der Arktisfahrt beteiligt. Es muss offenbleiben, ob das einen Einfluss auf den Umfang und die Ergebnisse der aerologischen Forschungen bei der späteren Durchführung der Forschungsfahrt gehabt hat. Da Hergesell schon frühzeitig eigene Versuche zur drahtlosen Übertragung der mit Registrierballons gemessenen Zustände in der freien Atmosphäre angestellt hat, war sein Engagement auf diesem Gebiet groß. Es könnte sein, dass er bei einer Mitwirkung an den weiteren Vorbereitungen oder sogar bei eigener Teilnahme an der Forschungsfahrt umfangreichere Radiosondenmessungen und personelle Verstärkung des Meteorologenteams durchgesetzt haben würde.

2023-01-02

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