Aerologie als meteorologische Erforschung der höheren Atmosphäre
„Der Begriff der Aerologie bezeichnet ein neueres Teilgebiet der Meteorologie, nämlich die Erforschung der höheren Atmosphäre durch Ballone, Radiosonden und Satelliten“*. Über die höhere Atmosphäre im Bereich des Nordpolarmeeres lagen in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts außerordentlich wenige Informationen vor, so dass in der aerologischen Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff eine der Hauptaufgaben gesehen werden musste.
Im engen Austausch mit anderen Pionieren der Aerologie, so zum Beispiel mit A. L. Rotch in den USA und mit Teisserenc de Bort in Trappes bei Paris, hatte Richard Assmann in Berlin die bemannte Luftfahrt mit Freiballons für systematische meteorologische Forschung in der Höhe benutzt. Daneben wurde von ihm ab 1900 am Aeronautischen Observatorium in Berlin-Tegel, sowie von Hugo Hergesell in Straßburg und von Vladimir Köppen an der Norddeutschen Seewarte auch die international schon weit entwickelte Technik mit Drachenaufstiegen angewendet, um registrierende Instrumente unbemannt in die freie Atmosphäre zu bringen. Zusätzlich hatte Assmann für frei fliegende unbemannte Ballons, wie Pilotballons und Registrierballons den genormten Gummiballon entwickeln lassen, während bis dahin weitgehend Papierballons oder gummierte Textilballons benutzt worden waren. Dadurch konnten sowohl größere Höhen erreicht werden wie auch eine gleichbleibende Aufstiegsgeschwindigkeit.
So lagen aus der Blütezeit der Ballonfahrt bereits etliche meteorologische Daten aus der freien Atmosphäre vor. Diese konnten mit der sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zusätzlich entwickelnden Luftfahrt (Luftschiffe und Flugzeuge) bedeutend ergänzt werden, allerdings nur in Höhenbereichen, in denen damalige Luftschiffe und Flugzeuge operieren konnten, im Wesentlichen also in Höhen deutlich unter 10.000 m. Für größere Höhen blieben die Registrierballons zunächst die wesentliche Forschungsmethodik. Solche Sondenballons trugen einen registrierenden Meteorographen bis in Höhen um 35 km. Wenn der Trägerballon platzte, sank das Registriergerät am Fallschirm zu Boden. Nachdem es gefunden worden war, musste es an die Aufstiegsstelle zurückgesendet werden, um es ablesen und auswerten zu können.
Nach dem Beginn der Nutzung der Radiotechnologie am Ende der zwanziger Jahre des 20. Jh. wurden die registrierenden Geräte am Anfang der dreißiger Jahre nach und nach ersetzt. Die Messwerte der nun Radiosonden genannten Ballonaufstiege wurden nicht mehr in der Höhe, sondern durch die Funkübertragung direkt an der Bodenstation registriert. Diese neue Technik sollte auf der arktischen Forschungsfahrt mit Luftschiffen erstmalig systematisch zur Erforschung der höheren Atmosphäre eingesetzt werden.
(Vergl. Dubois, Paul: „Das Observatorium Lindenberg in seinen ersten 50 Jahren – 1905 bis 1955“, in: „Geschichte der Meteorologie in Deutschland“, Band 1, (Hg.: Deutscher Wetterdienst), Offenbach am Main, 1993).
*) Emeis, Stefan „Meteorologie in Stichworten“, Berlin-Stuttgart 2000, S. 1
2023-04-04
Sources and Links ...
- Dubois, Paul: „Das Observatorium Lindenberg in seinen ersten 50 Jahren – 1905 bis 1955“, in der Reihe: „Geschichte der Meteorologie in Deutschland“, Band 1
- Emeis, Stefan, "Meteorologie in Stichworten", Berlin-Stuttgart 2000