1150 Jahre Stift Wunstorf

Wirtschaften im Stift: Besitz und Rechte

Da Institutionen wie Stifte und Klöster mit kontinuierlichen Ausgaben für Dinge wie die Verpflegung und Vergütung (Präbende) der Stiftsangehörigen, aber auch für Baumaßnahmen und Armenfürsorge konfrontiert waren, mussten Stifte für ihre Erhaltung auch Einnahmen erwirtschaften. 

Der Unterhalt des Stiftes und seiner Angehörigen wurde nicht durch körperliche Arbeit der Mitglieder, sondern durch direkte oder indirekte Nutzung bäuerlicher Arbeit finanziert. Dies geschah durch eine, vor allem für das Früh- und Hochmittelalter, typische Wirtschaftsform, der Grundherrschaft, die auf Rechten an Boden und Personen basierte. Weltliche und geistliche Grundbesitzer bewirtschafteten ihr Land nicht selbst, sondern  ließen es von der ansässigen Bevölkerung bearbeiten. Die Bauern konnten sich so den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien erwirtschaften, mussten aber als Gegenleistung dafür Abgaben, meist in Form von Naturalien, an den Grundherren leisten.

Auch das Stift in Wunstorf war in bedeutendem Maße mit Grundbesitz, Häusern, Arbeitskräften, Werkzeugen und anderen Materialien ausgestattet. Diese Besitztümer versorgten das Stift mit kontinuierlichen Einnahmen in Form von Naturalien, Geld und Dienstleistungen. So mussten die Bauern, welche das Land des Stifts und der Äbtissin, bewirtschafteten Abgaben leisten. Zusätzlich stand dem Stift noch der sogenannte Zehnte, eine kirchliche Abgabe an verschiedenen Grundstücken zu. Dieser bestand traditionell aus einem Anteil des von ihnen geernteten Getreides und Weins. Neben dem Zehnt gab es aber noch andere Formen von Abgaben und Rechten, welche dem Stift und der Äbtissin zugute kamen.

Während persönliche Armut und Besitzlosigkeit ein wesentliches Merkmal der klösterlichen Lebensweise darstellte, war es den Kanonissen des Stifts in Wunstorf gestattet, Privateigentum und Vermögen zu besitzen. Die adeligen Kanonissen waren bei ihrem Eintritt ins Stift oft mit beachtlichem Vermögen ausgestattet, mussten aber auch eine Abgabe für die Aufnahme im Stift leisten.

 

2021-10-11