Museum Berlin-Karlshorst - Blick in die Dauerausstellung

Deutschland und Russland 1914-1941

Im Verhältnis zwischen Deutschland und Russland gab es sowohl Kriegsgegnerschaft als auch Kooperation. Im Ersten Weltkrieg kämpften das kaiserliche Deutschland und das zaristische Russland gegeneinander. In den 1920er Jahren entwickelte sich zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich eine wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit. Diese Phase endete 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Deutschland begann, einen neuen Krieg vorzubereiten. 1939 schlossen das Deutsche Reich und die Sowjetunion dennoch einen Nichtangriffsvertrag. Kurz darauf begann mit dem deutschen Einmarsch in Polen der Zweite Weltkrieg. Ab 1940 bereitete Deutschland den Überfall auf die Sowjetunion vor. Er war von Beginn an als Vernichtungskrieg geplant.

Von Kriegsgegnern zu Partnern

In Russland kamen mit der Oktoberrevolution 1917 die kommunistischen Bolschewiki an die Macht. Sie forderten einen sofortigen Friedensschluss und nahmen in Brest-Litowsk entsprechende Verhandlungen mit dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten auf. Dabei erzwang Deutschland 1918 große Gebietsabtretungen von Russland. Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg mit der Niederlage des Deutschen Reiches. Sowohl Deutschland, dem im Friedensvertrag von Versailles die Schuld am Kriegsbeginn zugeschrieben wurde, als auch die Russische Sowjetrepublik waren Anfang der 1920er Jahre international isoliert. 1922 vereinbarten sie deshalb eine Zusammenarbeit. Das Bild der Deutschen von der Sowjetunion blieb aber ebenso unterschiedlich wie widersprüchlich.

Sowjetunion: Gesellschaft im Umbruch

Nach der Oktoberrevolution begann 1918 ein Bürgerkrieg. Er endete 1920 mit dem Sieg der Roten Armee. Ab Mitte der 1920er Jahre versuchten die Bolschewiki, die agrarisch geprägte Sowjetunion innerhalb kürzester Zeit zu industrialisieren. Große Teile der Bevölkerung unterstützten diese Politik. Dennoch basierten die staatlichen Maßnahmen vielfach auch auf Zwang. Die Kollektivierung der Landwirtschaft führte 1932 / 33 zu einer katastrophalen Hungersnot. Das Ziel einer proletarischen Weltrevolution wurde zugunsten des Aufbaus des »Sozialismus in einem Land« zurückgestellt. Stalin, der nach Lenins Tod im Jahr 1924 seine Macht ausbaute, schaltete tatsächliche und vermeintliche Gegner rücksichtslos aus. Die Propaganda bestärkte das Gefühl einer ständigen Belagerung durch die kapitalistischen Staaten.

Deutschlands Weg in den Krieg

Nach dem Machtantritt Adolf Hitlers 1933 etablierte die NSDAP in Deutschland ein nationalistisches, rassistisches und antisemitisches Regime. Zugleich begann die Vorbereitung eines zukünftigen Krieges. 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und die Aufrüstung verstärkt. Parallel dazu baute die Regierung die Hasspropaganda gegenüber der Sowjetunion aus. Erste Erweiterungen des Staatsgebiets erfolgten bereits, bevor die Wehrmacht am 1. September 1939 Polen überfiel. Militärstrategische, rassistische und siedlungspolitische Ziele prägten das deutsche Vorgehen. Es kam zu ersten Massenverbrechen. Bis 1941 brachte das Deutsche Reich große Teile Europas gewaltsam unter seine Herrschaft.

Kriegsplanung gegen die Sowjetunion

Im Sommer 1940 entschied Hitler, die Sowjetunion 1941 anzugreifen. Es war nicht gelungen, Großbritannien zu besiegen oder zu Verhandlungen zu zwingen. Um den Krieg fortsetzen zu können, benötigte Deutschland die sowjetischen Rohstoffreserven und Agrarprodukte. Deren radikale Ausbeutung kalkulierte den millionenfachen Hungertod sowjetischer Zivilisten ein. Vor dem Überfall erließ die Militärführung völkerrechtswidrige Befehle: Sowjetische Funktionäre sollten gezielt ermordet, Widerstand brutal unterdrückt und Straftaten deutscher Soldaten an Zivilisten nicht geahndet werden. Die beteiligten Institutionen stimmten ihre Zusammenarbeit ab. Sie rechneten mit einem schnellen Sieg über die Sowjetunion.

2021-04-19

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