Bestandsaufnahme - Ein ganz normales Museum in Deutschland

Bestandsaufnahme - Ein ganz normales Museum in Deutschland

Bestandsaufnahme - Ein ganz normales Museum in Deutschland

 

 Ein ganz normales Museum.

 

Ähnlich wie die Geschichte der Stadt ist auch das Museum Ludwigsfelde das Produkt von Allgemeinem und Besonderem. 1994 gegründet, greift es Themen auf und folgt musealen Perspektiven, die keineswegs unerklärbar sind.

Das Stadtmuseum wurde nach der Wiedervereinigung gegründet. Auf der Suche nach einer eigenen Geschichte kaufte die Stadt die Sammlung vom Ortschronisten Herrmann Reich an. Die DDR galt nach der Wiedervereinigung gerade in den Kommunen der neuen Bundesländer als unerfreuliches historisches Kapitel. Sie hatte den Konflikt zweier politischer Systeme verloren. Es galt sich nun in das Selbstverständnis der Bundesrepublik einzufügen. Historische Kapitel Deutschlands bzw. des Weges hin zu ihr, allen voran die Herausbildung einer bürgerlichen Lebensweise, standen auch deshalb im Mittelpunkt der bisherigen Dauerausstellung, weil sie den Schulterschluss mit der Erzählung von Geschichte in den alten Bundesländern erlaubte. Die Technikgeschichte Ludwigsfeldes gab die Möglichkeit, „neutraler“ und am Leistungs- und Wirtschaftsprinzip der BRD orientiert, Geschichte der Stadt zu erzählen.

 

Die Intervention, die Besuchende bei ihrem Besuch der Dauerausstellung vorfinden, erläutert mögliche Beweggründe in der Konzeption der bisherigen Dauerausstellung mit Blick auf das Selbstverständnis und die Museumspraxis in (ost-)deutschen Heimatmuseen in den frühen 1990er Jahren. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, was Geschichte in der bisherigen Ausstellung gezwungen ist zu leisten und mit welchen Perspektiven bzw. Handgriffen Ziele eines Stadtmarketings und der Traditionserfindung verfolgt und ausgestellt werden.

Die Interimsausstellung macht sichtbar, wie Geschichte dafür benutzt wird, das Dasein Ludwigsfeldes zu legitimieren anstatt den historischen und gegenwärtigen Lebens- und Arbeitsalltag in der jeweiligen Widersprüchlichkeit zu ergründen. Im Sinne einer Bestandsaufnahme werden die angetroffenen Ausstellungsräume methodisch und inhaltlich hinterfragt und so die sich hinter den augenscheinlich neutralen Exponaten verbergenden Mastererzählungen und Sinnstiftungsformen offengelegt.

 

 

2023-04-27