Wald- und Formglas

Bodenfund vom Potsdamer Stadtschloss

Kleine Scherbe aus sehr lichtem Waldglas mit aufgesetzter Beerennuppe, diese lediglich mit sechs konzentrisch um eine zentrale gestempelten Perlen, irisiert und korrodiert.

Maße Dm. Nuppe 1,3 cm; Inv.-Nr. 2001:702/139/7

Das Fragment kam 2001 am ehemaligen Standort des Potadamer Stadtschlosses zutage. Derartige Beerennuppen dienten als Schaftdekor von Weingläsern, sogenannten Römern. Die charakteristische Stempelung mit abstrahierten Beeren ist typisch für diesen Weinglastyp, der seit dem 16. Jahrhundert in den nordalpinen Glasregionen verbreitet war. Seine Herstellung erfolgte in mehreren Schritten zunächst am Ofen: Der hohl aufgeblasene, sich leicht konisch öffnende Schaft wurde mit einem offenen Hohlfuß verschmolzen, der aus einem spiralig geformten Glasfaden geformt wurde, umgeheftet und erhielt dann eine gebauchte Kuppa. Der Schaft wurde daraufhin mit drei versetzten Reihen kleiner Glasposten versehen, die mit dem Beerenornament gestempelt wurden, unterhalb der Kuppa legte man zur Stabilisierung einen kräftigen Faden auf, der einen Riefendekor erhielt.

Aufgrund der Fundumstände ist eine brandenburgisch-preußische Manufaktur als Produzent anzunehmen, möglicherweise die Grimnitzer oder die Choriner Glashütte, aus denen zahlreiche Hohlgläser in dieser lichten Farbe überliefert sind. [Verena Wasmuth]

(Object from: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum)