Wappen-, Zunft- und Familiengläser

Barocker Pokal mit Spiegelmonogramm und Wappen

Pokal aus dickwandigem, farblosem Glas, breiter, leicht ansteigender Fuß mit versenktem und mattiertem Spitzblattdekor, massiver Balusterschaft zwischen kräftigen Trommelscheiben. Am Ansatz der becherförmigen Kuppa wiederholt sich das mattierte Spitzblattmotiv, auf der Schauseite der Wandung in Tiefschnitt ein Wappenschild mit Darstellung eines steigenden Hirsches, üppiger Helmdecke und reiche Helmzier mit Hirsch. Die gegenüberliegende Seite ist mit dem ligierten Spiegelmedaillon, das sich eventuell lesen lässt als "RvL", zwischen Lorbeerzweigen unter einer Adelskrone in Tiefschnitt verziert, der Mündungsrand mit einem Fries aus polierten Rundschlifffacetten. Ein ehemals wohl zugehöriger Deckel fehlt.
Bei dem Pokal handelt es sich um ein Produkt der Potsdamer Hofglashütte, die im Auftrag der brandenburgisch-preußischen Herrscher exquisit gearbeitete Luxusgläser herstellte. Das Wappen könnte sich auf ein Mitglied der Familie Tempelhoff beziehen, eventuell den Bernauer Stadtverordneten Georg Tempelhoff (1648–1712), ohne dass das Monogramm diese Vermutung bestätigt. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um das Monogramm eines Mitgliedes der Familie von Lowtzow handelt, deren Wappen allerdings im Schild lediglich einen halben Hirsch zeigt.
Formal datiert dieser Pokaltyp mit dem kräftigen Balusterschaft, dem Spitzblattdekor und den Rundfacetten an der Mündung in die Regierungszeit Friedrichs I., zwischen 1701 und 1713 (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 45; Keisch/Nezter, Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 172; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 13.1, 19.1+3). [Verena Wasmuth]

(Object from: Museum Baruther Glashütte Original entry)

Material /Technique ...

Glas, formgeblasen, geschnitten, geschliffen

Measurements ...

Höhe (ohne Deckel): 39 cm

Created ...

... Who:

... When:1701-1713

... Where:Margraviate of Brandenburg