Ausgestellter Pokal aus farblosem Glas mit Luftblaseneinschlüssen, leicht ansteigender Fuß mit nach oben umgeschlagenem Rand. Angesetzt ein tordierter Massivschaft mit einzelnem, eingeschmolzenem Rubinglasfaden. Die sich konvex öffnende, hohe Kuppa ist mit dem preußischem Adler mit Zepter und Reichsapfel in Mattschnitt dekoriert, auf der Brust ein Wappenschild mit dem Monogram König Friedrich Wilhelms I. "FW"; Mündungsrand verwärmt.
Das Glas steht formal in der Tradition venezianischer Gläser, weist jedoch eine kräftigere Wandungsstärke auf, die für die Veredelung durch Schnitt geeignet ist. Obgleich Pokale mit eingeschmolzenen Rubinglasfäden in der Literatur meist nach Böhmen oder Thüringen verortet werden ist anzunehmen, dass es sich hierbei um ein Produkt der Potsdamer Glashütte handelt, die das Privileg auf die Herstellung von Rubinglas innehatte und eingewanderte böhmische als auch thüringische Glasmacher beschäftigte. So war in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. der Kleintettauer Glasmeister Johann Christoph Heintz (1698–1770) ab 1722 für einen zehnjährigen Lehraufenthalt in Potsdam tätig. Von ihm ist ein anderer Pokal mit Rubinglasfäden im Schaft überliefert (Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 76, S. 139). Rudolf Buchholz publizierte das Stück bereits 1890 als Museumsbestand. Er vermutete den königlichen Haushalt als Vorbesitzer. Das Glas gelangte als Geschenk des Kaufmanns Krueger, Berlin, Breite Str. 16 am 10.8.1875 in den Bestand. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es entgegen des strengen Einfuhrverbotes als Rohling aus Böhmen oder Thüringen nach Berlin importiert und erst dann mit dem Adler dekoriert wurde. Seine eher schlichte Qualität widerspricht einer königlichen Provenienz. [Verena Wasmuth]