Rubingläser

Becher aus Kupferrubinglas mit Kugelschliff

Konischer Becher aus dickwandigem Rubinglas, an der Oberfläche leicht blasig, der Boden plangeschliffen und ausgekugelt. Die gesamte Wandung ist durch einen symmetrisch angeordneten Dekor aus tiefgeschliffenen und polierten Kugelungen in drei übereinanderliegende Zonen unterteilt. Die obere und untere Zone besteht jeweils aus sechs übergroßen Kugelungen, mit zwei übereinandergestellten kleinen Kugelungen voneinander getrennt. Die mittlere Zone besteht aus einem alternierenden Schliffdekor aus mittelgroßen Kugelungen, die von einem Kranz aus jeweils zehn kleinen Kugelungen gerahmt sind sowie aus vier mittelgroßen Kugelungen, die gleich einem Kreuz aneinandergesetzt wurden, so dann sie sich überschneiden und mittig zu einem Quadrat geschliffen sind. Der Mündungsrand ist verwärmt.
Der formale und stilistische Vergleich sowie die gesamte Anmutung spricht für eine Zuschreibung an die Potsdamer Glashütte in die Zeit von Johann Kunckel. Der satte Rotton geht leicht ins Braune bzw. Feuerfarbene, was auf eine Färbung mit pulverisiertem, calciniertem Eisen, bzw. "Crocus Martis", und Kupfer hindeutet. Das Kupferrubinglas hat die Tendenz, nahezu schwarz zu erscheinen. Für diese Problematik fand Kunckel eine Lösung: „Man muß auch in acht nehmen daß des Pulvers nicht zu viel genommen wird denn sonst würde das Glas schwartz werden; da es doch nicht dick sondern durchsichtig oder dunckelgelb an der Farb sein solle. Wenn nun diese Farb erscheinet so ist es recht und nimbt man alsdenn ungefehr 1½. Loth des rothen Kupffers welches nach Inhalt des 24. Capitels gecalciniret und wohl zerrieben sey werden; solches setzet man zu dem obigen Glas und vermischets zum öfftern: wenn nun solches zum 3.ten oder 4.ten mahl geschehen ist/ so wird eine Blutrothe-Farb erscheinen. … dergleichen ich öffters gemachet habe" (Kunckel, Ars vitraria, 1679, 58. Kap., S. 95 und 17. Kap., S. 28; Spiegl, Johann Kunckel, 1988, S. 2819).
Der gekugelte Dekor findet sich in kleinerer Dimension auf mehreren überlieferten Farbgläsern mit Potsdamer Provenienz (vgl. Schatzkammer der Residenz München, Inv. Nr. 1210; Kerssenbrock Krosigk, Rubinglas, 2001, Kat. 88; Keisch/Netzer, Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 138; Hörning, Gläser, 1978, Kat. 72). Karl-Heinz Poser dokumentiert einen Kupferrubinbecher mit Eckenschliff, den er Kunckel zuschreibt (Poser, Farbige Becher, 2015). Da eine Materialanalyse noch aussteht, ist eine Herstellung im 19. Jahrhundert nicht zweifelsfrei auszuschließen. Das Glas konnte 2019 mit Mitteln der Fielmann AG aus dem Nachlass des Potsdamer Kunsthändlers Louis Straub (1896–1977) erworben werden und wurde dem Museum geschenkt. [Verena Wasmuth]

(Object from: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Original entry)

Material /Technique ...

Rubinglas / in Hilfsmodel geblasen, geschliffen, poliert

Measurements ...

H. 11,9 cm; Dm. Mündung 10,1 cm; Dm. Boden 8,4 cm

Created ...

... Who:

... When:1678-1692

... Where:Potsdam 

[Relation to person or institution] ...